Wer ist Thommy Robinson?
Tommy Robinson ist der Rufname von Stephen Christopher Yaxley-Lennon (geb. 1982), einem britischen Aktivisten, der vor allem durch seine prominente Rolle in der radikalen Rechten bekannt geworden ist.
Wer ist er?
- Geboren am 27. November 1982 in Luton, England.
- Er nutzt mehrere Pseudonyme, ursprünglich Stephen Yaxley (später Yaxley-Lennon) sowie „Tommy Robinson“.
- Er war verheiratet, hat drei Kinder.
Politisches Profil
- Tommy Robinson ist vor allem als rechtsgerichteter, anti-islamischer Aktivist bekannt. Er betont Themen wie Einwanderung, Islamismus, „westliche Werte“ und freie Meinungsäusserung.
- 2009 gründete er die English Defence League (EDL), eine Bewegung, die gegen eine wahrgenommene Islamisierung Englands protestiert.
- Er ist mehrfach wegen Gesetzesverstößen verurteilt worden, darunter wegen Verleumdung, Missachtung von Gerichtsurteilen (contempt of court), und öffentlich-rechtlicher Störungen.
Kontroversen & Kritik
- Ein wichtiger Fall war, dass er 2024 zu 18 Monaten Gefängnis verurteilt wurde, weil er gegen ein Gerichtsurteil verstoßen hatte, das ihm untersagte, bestimmte verleumderische Aussagen über einen syrischen Geflüchteten namens Jamal Hijazi zu wiederholen.
- Ihm wird regelmäßig vorgeworfen, durch seine Rhetorik und Aktionen Vorurteile gegen Muslime zu schüren, Ängste vor Einwanderung zu bedienen, und politische Polarisierung zu verstärken. Kritiker sehen in ihm eine Figur, die oft freie Meinungsäusserung mit Hetze vermischt.
Aktuelle Ereignisse
- „Unite the Kingdom“ Demonstration in London
Am 13. September 2025 hat Tommy Robinson eine Großdemonstration unter dem Motto „Unite the Kingdom“ in London organisiert. Schätzungsweise 110.000 bis 150.000 Menschen nahmen teil.- Es kam zu Auseinandersetzungen zwischen Teilnehmenden und der Polizei, etwa 25 Personen wurden festgenommen, 26 Beamte wurden verletzt.
- Die Polizei musste eine große Zahl an Kräften zusammenziehen, unter anderem aus mehreren Regionen außerhalb Londons.
- Es gab auch eine Gegenkundgebung mit mehreren Tausend Teilnehmenden.
- Rechtliche/justizielle Entwicklungen
- Er musste sich schon vorher mit Konsequenzen auseinandersetzen wegen Verleumdung und „contempt of court“ (Missachtung eines Gerichtsbeschlusses), insbesondere wegen falscher Behauptungen über einen syrischen Flüchtling, Jamal Hijazi.
- Im April 2025 verlor er eine Berufung gegen ein Urteil über 18 Monate Gefängnis für diese Missachtung.
- Sein Urteil wurde später um 4 Monate reduziert, nachdem er zugesagt hatte, sich zukünftig an den Gerichtsbeschluss (Injunction) zu halten. Er wurde Ende Mai 2025 freigelassen.
- Ausschluss bzw. Abschiebung aus Ländern Lateinamerikas
Kürzlich gab es Berichte, dass Robinson aus mindestens zwei lateinamerikanischen Ländern (Kolumbien und Panama) deportiert worden sei, mit der Begründung von Bedenken hinsichtlich der nationalen Sicherheit dieser Länder. - Beteiligung an politischer Partei / neue rechte Partei
- Robinson ist Mitglied geworden bei Advance UK, einer neuen Partei rechts der Reform UK Partei.
- Advance UK war auch Sponsor der „Unite the Kingdom“-Kundgebung.
- Vorwürfe wegen Belästigung / Gewalt
- Er wurde beschuldigt, am Bahnhof St. Pancras einen Mann geschlagen zu haben. Letztlich wurden keine Anklagen erhoben, weil das mutmaßliche Opfer keine Aussage machen wollte.
- Es laufen noch andere Verfahren, z. B. wegen Belästigung (Harassment) von Journalisten.
Wie Medien ihn bewerten
- Vorwurf der Hetze & Polarisierung
Viele britische sowie internationale Medien sehen in Robinson einen zentralen Akteur in der wachsenden polarisierenden Debatte über Einwanderung, Rassismus und nationale Identität. Ereignisse wie die „Unite the Kingdom“-Demonstration werden häufig nicht nur als Protestveranstaltung, sondern als Teil einer größeren Bewegung verstanden, die Ängste vor Immigration und Islam verstärkt. - Medienkritik an Plattformierung
Einige Kommentator:innen warnen davor, Robinson zu viel Raum in den Medien zu geben, weil seine Aussagen sonst normalisiert werden. Die Argumentation ist: Wenn extreme Ansichten öffentlich und ohne starke Kritik verbreitet werden, steigt die Gefahr, dass Inhalte, die sonst als Randposition gelten, in den Mainstream gelangen. - Kritik von religiösen und gesellschaftlichen Führungsfiguren
Es gibt deutliche Kritik auch von Kirchenvertreter:innen und religiösen Gemeinschaften – vor allem wenn Robinsons Proteste religiöse Symbole einsetzen. Diese sehen darin eine Instrumentalisierung von Religion zur politischen Mobilisierung und eine Gefahr für den gesellschaftlichen Frieden. - Reaktionen aus der Politik
- Premierminister Keir Starmer verurteilte den „Unite the Kingdom“-Protest in starken Worten, nannte ihn „plastic patriotism“ (also ein Patriotimus, der aufgebläht wirkt) und warnte vor Gewalt und Spaltung.
- Politiker:innen aus anderen Lagern (z. B. Labour) sehen die Ereignisse mit Sorge — sowohl hinsichtlich möglicher Gewalt als auch wegen der Auswirkungen auf Integration, gesellschaftliches Klima und Minderheiten. Diane Abbott etwa bezeichnete die Aussagen bei der Kundgebung als rassistisch.
Was Expert:innen über seine Rolle in der britischen Politik sagen
- Mobilisierungskraft und Radikalisierung
Einige Expert:innen sehen in Robinson eine Figur, die nicht nur agitatorisch wirkt, sondern tatsächlich mobilisiert – seine Anhängerschaft wächst, und Proteste unter seiner Beteiligung ziehen hohe Teilnehmerzahlen an. Dadurch wirkt er als Katalysator für die Verschiebung politischer Grenzen, was bisher als „extremistisch“ galt, wird zunehmend sichtbarer. - Rolle in neuen rechten Parteien
Robinson wird in Verbindung gebracht mit Advance UK, einer Partei, die sich gerade rechts von den etablierten rechten Parteien positioniert. Hier könnte er eine wichtige Rolle spielen, sei es als Verbindungsfigur zwischen basisorientierten Protestbewegungen und formalen politischen Strukturen. - Gefahr von Normalisierung
Einige Wissenschaftler und Think-Tanks warnen davor, dass durch Proteste, mediale Sichtbarkeit und Social Media die Grenzen des politisch Sag- und Machbaren nach rechts verschoben werden. Schon Aussagen, die früher klar abgelehnt wurden, werden nun breit debattiert – was als Beschneidung demokratischer Normen, als Wachstum rechtspopulistischer Rhetorik und als Risiko für Minderheiten gesehen wird. - Gesellschaftliche Spannungen & Sicherheitsbedenken
Experten sehen auch, dass seine Aktivitäten Spannungen zwischen verschiedenen Bevölkerungsgruppen verstärken – etwa christliche/nationalistische Gruppen versus muslimische Communities, oder zwischen Immigrant:innen und Einheimischen. Auch die Polizei und Sicherheitsorgane sind besorgt über mögliche Gewalt bei Protesten.
Werner Eberwein
