Was ist von der Aussage von Björn Höcke (AfD) zu halten, dass Afrikaner eine andere Fortpflanzungsstrategie hätten als Europäer?

Dazu hier eine Pressemitteilung des Berliner Instituts für empirische Integrations- und Migrationsforschung (BIM) vom 14.12.2015
Kontakt: Dipl.-Pol. Damian Ghamlouche, Tel.: (030) 220 15 705, d.ghamlouche@hu-berlin.de

Rassistische Argumentationen dringen unter dem Deckmantel der Wissenschaftlichkeit in den politischen Raum

Rassistische Theorien werden in Deutschland derzeit wieder offen vertreten. Das jüngste Beispiel ist der Verweis des AfD-Politikers Björn Höcke auf die angeblich besondere Fortpflanzungsstrategie der Afrikaner, die von Europäern abweichen würde.

Höckes Argumentation, die sich explizit den Schein der Wissenschaftlichkeit gibt, bedient sich der Erkenntnisse des kanadischen  Psychologen und Rassisten J.P. Rushton, der eine in der Biologie vor 20 Jahren geläufige, mittlerweile veraltete Theorie zu Unterschieden im Fortpflanzungsverhalten zwischen verschiedenen Tierarten auf angebliche Fortpflanzungs-Unterschiede innerhalb der menschlichen Art anwenden wollte. Rushton verglich dazu die von ihm konstruierten „Rassen“ hinsichtlich ihrer kulturellen Errungenschaften und ihrer Penis- wie Kopfgröße.

Dazu erklärt Prof. Dr. Dr. Andreas Heinz, Leiter der BIM-Abteilung Psychische und körperliche Gesundheit und Gesundheitsförderung: „Rushtons Ansätze wurden wissenschaftlich sowohl wegen der fehlerhaften Anwendung biologischer Theorien als auch wegen seiner Verwendung eines Rassebegriffs, der die biologische Vielfalt der Menschen nicht abbildet und den falschen Eindruck kategorialer Unterschiede zwischen Populationen weckt, kritisiert. Rushtons Abwertung afrikanischer Kulturen ist offen rassistisch.“

Die Meinungsfreiheit und die politische Kommunikation bleibt weiterhin ein Bestandteil der freiheitlich-demokratischen Grundordnung, allerdings steht hier ein biologischer Rassismus im Raum, der vermeintlich wissenschaftlich-empirische Befunde bemüht: „Wir müssen diesen pseudo-wissenschaftlichen Argumentationsversuchen entschieden entgegentreten, damit solche Motive nicht für rassistische Zwecke missbraucht werden können“, so Prof. Dr. Wolfgang Kaschuba, Direktor des BIM.

„Es ist wichtig, den Bezug auf wissenschaftliche Argumentationen aufzunehmen und nachzuprüfen, wie diese Positionen in der wissenschaftlichen Debatte einzuordnen sind. Welche Kritik gibt oder gab es zu diesen Positionen? Sind die Thesen noch haltbar oder sind sie bereits falsifiziert? Die Gefahr besteht darin, dass den Menschen eine Argumentation vermittelt wird, die allein deshalb haltbar sei, weil sie irgendwann auf Basis wissenschaftlicher Grundlagen entwickelt worden ist – auch wenn sich das Wissen danach grundlegend weiterentwickelt hat. Ähnliches geschah schon in der Sarrazin-Debatte,“ so Prof. Dr. Naika Foroutan, stellvertretende Direktorin des BIM.

Zur Verteidigung Höckes wurde angeführt, dass er die „Rassentheorie des Nationalsozialismus ablehne“. „Vergleicht man allerdings die Argumente, die er als wissenschaftliche Grundlage bemüht, mit der „Rassen- und Völkerkunde“ des Anthropologen und NSDAP-Mitglieds Mühlmann (1936), ist z.B. Rushtons Arbeit keinesfalls menschenfreundlicher, aber deutlich primitiver: Rushtons Schmuddelphantasien über Penisgrößen, Fortpflanzungsstrategien und mangelnde Kulturleistung der „Negroiden“ werden nicht weniger rassistisch, bloß weil sie ein Wissenschaftler vorgebracht hat,“ so Prof. Dr. Dr. Andreas Heinz.

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