Was ist mein gegenwärtiger therapeutischer Stil?

Kurzfassung:

Mein gegenwärtiger therapeutischer Stil ist stark von Personzentrierte Psychotherapie, Focusing, der Gewaltfreien Kommunikation, von einer humanistischen Variante der Hypnotherapie, insbesondere der Metaphernarbeit, von der Gestalttherapie bzw. dem Psychodrama, von der NLP-Arbeit und von der Reichianischen Atemarbeit (Rebirthing, Holotrophes Atmen usw.) beeinflusst.

 

Längere Fassung:

Personzentrierte Psychotherapie

Mit dem Konzept der vorrausetzungfreien Wertschätzung und Empathie für den Patienten.

.Focusing

Der Patienten wird aufgefordert, die inneres Resonanz auf ein Thema wahrzunehmen.

Gewaltfreien Kommunikation

Ein Konzept zur De-Eskalation von Konflikten und zur Herstellung eines liebevollen Kontaktes.

Humanistischen Variante der Hypnotherapie

Der Patient wird in eine vertiefte Entspannung bzw. eine Trance geführt, so dass er näher am Unbewussten ist.
Dabei helfen Metaphern, weil sie geeignet sind, unbewusste Prozesse zu initiieren.

Gestalttherapie bzw. Psychodrama

Ein Konzept zur Kommunikation mit „Teilen“ der Person.

NLP-Arbeit

Eine Vielfalt von Konzepten zur Kurzzeit-Therapie.

Reichianischen Atemarbeit (Rebirthing, Holotrophes Atmen usw.)

Eine Vermehrung von Atmung führt zu einer Vermehrung an Gefühl und Fantasien.

 

Ausführliche Fassung:

Personzentrierte Psychotherapie (Gesprächspsychotherapie)

Der Begründer des Personzentrierten Ansatzes war der amerikanische Psychologieprofessor Carl Rogers (1901-1987). Rogers wollte den autoritären, auf vermeintlich erforderliches Fachwissen des Therapeuten begründeten und von ihm als repressiv empfundenen Tendenzen der damaligen Psychotherapie entgegensteuern, indem er die Grundprinzipien einer gewährenden, förderlichen Beziehungen beschrieb, innerhalb derer sich der Patient so sicher fühlen konnte, dass er sich öffnen und in einem Prozess der Selbsterkundung sich seiner selbst mehr und mehr bewusst werden, und aus seinem Inneren heraus authentische individuelle Lösungen für seine Probleme suchen konnte.

Für Rogers stand das emotionale Erleben im Hier und Jetzt, die gefühlsmäßige Wechselwirkung zwischen Patient und Therapeut, die Möglichkeit, korrigierende Beziehungserfahrungen mit dem Therapeuten als realem, personalen Gegenüber zu machen, sowie die Ablehnung standardisierter Techniken und autoritären Deutungswissens seitens des Psychotherapeuten im Vordergrund seiner Arbeit. Die nach Kräften humanistisch gestaltete und gepflegte Beziehung des Psychotherapeuten zum Patienten galt Rogers also als zentraler, ja als einziger Wirkungsfaktor der Personzentrierten Psychotherapie. Der Patient als Mensch wurde dabei primär als kreatives und schöpferisches, soziales und wahlfreies Wesen gesehen.

Rogers geht von einer Beziehungsangewiesenheit des Menschen aus, insbesondere von einem Bedürfnis nach positiver Beachtung. Insofern ist bei ihm ein individualistischer und ein relationaler Begriff der Person, sowie ein Konzept der Selbstentwicklung versus sozialer Bedürftigkeit dialektisch miteinander verschränkt.

Rogers lehnte statisch festschreibende diagnostische Etikettierungenen strikt ab und betonte eine dynamische Sichtweise der Einzigartigkeit dieses Individuums sowie den Prozesscharakter des Erlebens in ständiger Veränderung. Für Rogers war der therapeutische Prozess selbst eine Prozessdiagnose, die im Dialog zwischen dem Therapeuten und dem Patienten stattfand.

Das Grundkonzept der Personzentrierten Psychotherapie ist die Annahme einer „Aktualisierungstendenz“ in jedem Menschen. Darunter ist eine Lebenskraft, eine Selbsterhaltungs- und Entwicklungsmotivation, also eine Tendenz zur sozialen Selbstverwirklichung und Selbstentfaltung, zur Entfaltung von Ressourcen, zum sozial konstruktiven psychischen Wachstum und zur Entfaltung subjektiver Wertorientierungen im Rahmen von Beziehungsnetzen zu verstehen, die im Psychotherapeuten und im Klienten gleichermaßen als vorhandene und wirksam vorausgesetzt wird.

Auf dieser Basis werden auf einer relativ abstrakten Ebene Grundeinstellungen auf Seiten des Psychotherapeuten formuliert, die vorhanden sein müssen, damit ein fruchtbarer psychotherapeutischer Prozess stattfindet:

  • Die Kongruenz des Therapeuten, also die Übereinstimmung zwischen dem, was er sagt und ausdrückt und dem, wie er sich fühlt, ist für Roger die entscheidende Voraussetzung eines fruchtbaren psychotherapeutischen Prozesses.
  • Auf dieser Basis bemüht sich der Psychotherapeut um eine Haltung unbedingter, also vorraussetzungsreier Wertschätzung für den Patienten als ganze Person, sowie um
  • das empathische (emotionale und kognitive) Verstehen des Patienten im ständig sich wandelnden Fluss von dessen Erfahrungen und innerhalb von dessen eigenem Bezugsrahmen (Rogers: „… als ob man die andere Person wäre, jedoch ohne jemals die Als-Ob-Position aufzugeben …“).

Auf Seiten des Patienten geht die Personzentrierte Psychotherapie davon aus, dass sein Zustand von psychischem Leid durch Inkongruenz bedingt ist: Das emotionale und körperliche Erleben eines Menschen kann z.B. aufgrund erlebter Abwertung oder mangelnder bedingungsloser Wertschätzung (vor allem durch die primären Bezugspersonen in der Kindheit) in Konflikt mit seiner Vorstellung von sich selbst (seinem „Selbstkonzept“) geraten mit der Folge, dass unmittelbare Erfahrungen, die nicht mit seinem Selbstkonzept übereinstimmen, nicht oder nur verzerrt im Bewusstsein repräsentiert werden. Um das Selbstkonzept (z.B. „Ich bin ein friedfertiger Mensch“) aufrecht zu erhalten, werden Gefühle, Fantasien und Impulse (z.B. Hass- oder Vernichtungsimpulse) dem Gewahrsein teilweise oder vollständig entzogen oder soweit innerlich verändert („verzerrt“), dass sie mit dem Selbstkonzept nicht mehr in Konflikt stehen.

Inkongruenz bedeutet also, dass der Patient seine eigenen Erfahrungen nicht zutreffend „symbolisiert“ (versteht). Er erlebt sich selbst und die Welt emotional, kognitiv und körperlich auf eine Weise, die mit seiner Vorstellung von sich selbst nicht übereinstimmt. Dies führt zu einer generellen Irritierbarkeit, Verunsicherung, Verletzlichkeit und Angst und wird in der personzentrierten Psychotherapie als Quelle jeder Form von psychischem Leid (psychopathologischer Symptome) verstanden.

Die Aufgabe des Personzentrierten Psychotherapeuten ist, dem Patienten eine Halt und Sicherheit gebende, förderliche Beziehung anzubieten, innerhalb derer der Patient sein aktuelles Erleben (und auch die Beziehung zum Psychotherapeuten) erkunden und immer zutreffender symbolisieren kann. Darüber hinaus muss es für einen fruchtbaren psychotherapeutischen Prozess ein Minimum an psychischem Kontakt zwischen Patient und Therapeut geben, und der Patient muss in der Lage sein, das Beziehungsangebot des Therapeuten wahrzunehmen und in gewissem Umfang anzunehmen.

 

Focusing

Focusing ist eine Technik der Humanistischen Psychotherapie um unterschwelliges Erleben zugänglich zu machen und in Worte fassen zu lernen. Es ist eine erlebenszentrierte Methode des achtsamen Hineinspürens in den Körper. Focusing bietet einen einfachen und natürlichen Zugang zum Unbewussten über das vorbegriffliche und präverbalen Erleben.

Im Focusing geht man davon aus, dass die Bedeutung einer Situation sich zuerst im Körper repräsentiert und erst danach Teile davon bewusst zugänglich werden. Daher haben Körper und Körpererleben im Focusing eine zentrale Bedeutung. Die wesentliche Intervention ist die Einladung des Patienten zur Achtsamkeit für das körperliche Erleben und das allmähliche, differenzierte Symbolisieren desselben in Form von Worten, Bildern, Gesten oder ähnlichem.

Bedeutsame Körperempfindungen werden im Focusing im Einklang mit Antonio Domasio als „somatische Marker“, also als Ergebnis einer körperlichen Situationseinschätzung betrachtet die zunächst nicht den Weg über das Bewusstsein nimmt, sondern erst im Nachhinein bewusst wird (vgl. Domasio, A.: Descarte’s Irtum, dtv 1997).

Focusing wurde in den frühen 1960er Jahren von Eugene Gendlin, einem Schüler von Carl Rogers, an der Universität Chicago entwickelt. Gendlin verglich empirisch erfolgreiche mit weniger erfolgreichen Psychotherapieverläufen und fand heraus, dass ein wesentlicher Faktor erfolgreicher Psychotherapien nicht beim Psychotherapeuten, sondern vielmehr beim Patienten lag.

Patienten in erfolgreichen Therapien unterschieden sich von Patienten in weniger erfolgreichen Therapien bereits in den ersten Therapiesitzungen dadurch, dass sie im Gespräch immer wieder ihr Sprechtempo deutlich verlangsamten, sich vorübergehend „unklar“ ausgedrückten und begannen, nach Worten zu suchen, ja zu ringen, um zu beschreiben, was sie erlebten. Es fand offenbar ein innerer Such- und Abgleichprozess statt, in dem die Patienten mühsam um Worte rangen, die ihrem Erleben optimal entsprachen. Wenn die Klienten eine angemessene Formulierung gefunden hatten, waren sie hörbar erleichtert. Die erfolgreichen Klienten gingen immer wieder durch Phasen hindurch, in denen sie sich zunächst vage, wie suchend ausdrückten. Sie hatten mehr Sprechpausen und Zeiten der Stille, konnten aber nach kürzeren oder längeren Phasen des Innehaltens ihr Erleben genauer formulieren und lokalisierten dabei Empfindungen im Körper.

Dagegen drückten sich die weniger erfolgreichen Patienten durchgängig rationaler und klarer aus, thematisierten aber weniger körperlich gespürt Empfindungen und berichteten weniger von Gefühlen, die sich während der Sitzung veränderten. Manche von ihnen konnten ihre Probleme gut rational analysieren, aber es veränderte sich kaum etwas. Diese Patienten sprachen „über“ ihre Themen und „über“ sich selbst, aber nicht „aus sich heraus“. Sie fanden die „Stimme ihres Herzens“ nicht. Auch Patienten, die von ihren Gefühlen überflutet wurden, indem sie beispielsweise dauernd oder immer wieder haltlos weinten, waren letzten Endes weniger erfolgreich in ihren Therapien.

Was also, fragte sich Gendlin, macht ein erfolgreicher Patient in seinem Inneren anders als ein weniger erfolgreicher Patient. Das Ergebnis war, dass erfolgreiche Patienten eine fühlende Beziehung zu ihrem Erleben herstellen. Sie treten mit ihren inneren Vorgängen unmittelbar in Kontakt und können dabei Nähe und Distanz zu ihrem Problem bzw. Thema regulieren. Sie haben eine annehmende, interessierte Beziehung freundlicher Aufmerksamkeit zu sich selbst und ihrem Erleben, auch wenn dieses z.B. angst- oder schmerzvoll ist. Weder versinken sie kopfüber in ihrem Problem, noch halten Sie dazu so viel Distanz, dass sie nur noch kopfig „darüber“ sprechen.

Nicht was der Patient oder der Therapeut über das Problem weiß oder zu wissen glaubt scheint also entscheiden zu sein, sondern die erlebte Kontaktaufnahme mit etwas, was vor dem Wissen, ja sogar vor einem klaren Fühlen steht, und das sich, wenn es sich frei entfalten kann, von innen heraus selbst erklärt. „Therapie muss unter die Haut gehen“ (Gendlin).

Gendlin fragte weiter, ob bzw. wie zunächst weniger erfolgreiche Patienten die Fähigkeiten der erfolgreichen Patienten erlernen könnten – daraus erstand das Focusing. Focusing besteht darin, zunächst weniger erfolgreiche Patienten das lernen zu lassen, was erfolgreiche bereits können, wenn sie zum ersten Mal zum Therapeuten kommen.

Focusing wurde zuerst in Form von sechs aufeinanderfolgenden und klar voneinander abgegrenzten Schritten als Trainings- und Übungsrituale beschrieben und praktiziert. Heute wird Focusing in der Regel in eher informeller Form als Selbsthilfemethode vermittelt und praktiziert oder als lehr- und lernbare Methode der Intuition angewandt. In der Psychotherapie wird es von Therapeuten der verschiedensten Schulen eingesetzt. Trotz oder gerade wegen seiner Herkunft aus der existenziellen Philosophie kann es in die verschiedensten Verfahren und Stile integriert werden.

Focusing ist mit östlichen Meditationsformen verwandt und ihnen verbunden. Meditationslehrer wie Jack Kornfield, Richard Baker und Anselm Grün praktizieren und lehren Focusingmethoden zur Auseinandersetzung mit psychischen Problemen.

Achtsam sein bedeutet, alles, was im Erleben erscheint, also alle (auch zunächst noch vagen) körperlichen Empfindungen, Gedanken, inneren Bilder, Impulsen, Emotionen, Erinnerungen usw. möglichst absichtslos und mit freundlicher Aufmerksamkeit willkommen zu heißen: „Aha, so ist es, das nehme ich gerade wahr“. Achtsam sein bedeutet auch, manchen Gewohnheiten nicht nachzugehen, z.B. der Gewohnheit, manches Erlebte vorschnell abzutun, zu vermeiden oder zu ignorieren, vorschnell rational zu analysieren, zu Bewerten („das ist gut/das mag ich“, „das ist schlecht/das mag ich nicht“ usw.), abgehoben „darüber“ zu reden oder vorschnell zu reagieren, ohne sich für tieferes Fühlen Zeit um Raum genommen zu haben. Achtsamkeit bedeutet eine bestimmte Art, im und mit dem eigenen Erleben zu sein, also eine spezielle Beziehung zu sich selbst. Es ist etwas sehr einfaches, das aber schwer zu machen ist.

Focusing-orientierte Psychotherapeuten laden ihre Patienten im Laufe des Prozesses immer wieder ein, zu spüren, was in ihrem Inneren, vor allem in ihren Brust- und Bauchraum hier und jetzt in Reaktion auf das Thema oder Problem, das sie gerade beschäftigt, unmittelbar wahrnehmbar ist. Der Patient wird also aufgefordert, einen Moment zu verweilen, und nach innen zu spüren. Wenn der Patient sich immer wieder einstimmt auf tiefere Erlebensebenen in seinem Inneren, die hinter bzw. unter dem rational scheinbar Klaren liegen, so eröffnen sich Empfindungen, die wesentlichere Aspekte und letztlich klarere Einsichten, und auch frische Energien zugänglich werden lassen. Mit der Einladung, sich auf das eigene innere Erleben einzustimmen, auch und gerade wenn es zunächst noch vage ist, wird dem Patienten der Zugang zu Prozessebenen ermöglicht, die erfolgreiche Patienten bereits spontan mitbringen.

Der Felt Sense

Focusing beschreibt die ansonsten wenig beachtete Erlebniskategorie des schon Gespürten aber noch nicht klar Gefühlten geschweige denn Verstandenen. Gendlin, der Begründer des Focusing, nennt diese Erfahrung „Felt Sense“. Focusing bezieht sich auf den Felt Sense als zwar schon im Erleben wahrnehmbare, aber noch nicht eingeordnete innere Resonanz auf ein Thema oder eine Wahrnehmung.

Der Begriff Felt Sense kommt dem nahe, was in der Neurobiologie unter den „Hintergrund-Emotionen“ verstanden wird. In der neurobiologischen Terminologie entsteht zu allem, was man erlebt, wahrnimmt und tut, innere Hintergrund-Emotionen, die im Focusing gezielt angefragt werden. Beim Focusing fühlt der Klient den Felt Sense als körperlichen Wiederhall (“somatische Resonanz”) auf das Thema, mit dem er sich gerade beschäftigt.

Die Grundidee beim Focusing ist, dass im Felt Sense ganzheitlich, “wie in einem Hologramm” alle Aspekte der persönlichen Bedeutung eines Themas für den Klienten enthalten sind. Der Felt Sense ist die noch ungreifbare, noch unbestimmte, unbenannte innere Ganzheitswahrnehmung eines Themas. Der Felt Sense besteht nicht aus Gedanken, Worten oder klar identifizierbaren Gefühlen. Was schnell erfasst und mit wenigen Worten wiedergegeben werden kann, ist nicht der Felt Sense.

Wenn der Klient zu Thema X ein relativ klares Gefühl wahrnimmt, sich z.B. bedrückt oder aufgeregt fühlt, so ist das nicht der Felt Sense. Der Felt Sense ist die ganzheitliche Empfindung von ‚alles über X‘.

Unmittelbare Körperempfindungen wie „eine Spannung im Nacken“ oder „ein Druck im Bauch“ sind ebenfalls nicht der Felt Sense. Das Erleben von ‚alles über X‘, also der Felt Sense, ist als Ganzheit und zunächst nur vage spürbar.

Der Felt Sense trägt die Bedeutung des Themas für den Klienten in seiner ganzen Fülle und Tiefe in sich. Es erfordert in der Regel etwas Zeit (etwa 10 bis 30 Sekunden), um den Felt Sense wahrzunehmen.

Die sechs Schritte des Focusing

Gendlin beschreibt den Focusing-Prozess in sechs Schritten. Diese Schritte sind nicht als mechanisch streng einzuhaltender Ablauf zu verstehen, sondern eher als didaktische Einheiten, die das Erlernen von Focusing erleichtern, und die sich perspektivisch miteinander integrieren, wenn Focusing zu einem intuitiven Prozess geworden ist. Ich stelle sie hier in einer Kurzfassung dar. Wenn Sie mehr darüber erfahren wollen, können Sie mein Buch “Humanistische Psychotherapie” oder die Bücher von Eugene Gendlin, Johannes Wiltschko, Klaus Renn oder Martin Siems zum Thema lesen.

1.) Den Raum bereiten
Der Therapeut leitet den Klienten an, in sein Inneres hineinzuspüren, mit seiner Aufmerksamkeit dort zu verweilen und zu beobachten, was er dort wahrnimmt, wenn er sich mit seiner inneren Stimme beispielsweise folgende Fragen stellt:
– „Wie geht es mir in meinem Leben?“
– „Was ist das Wichtigste für mich jetzt?“
Dann soll der Klient spüren, wie sein Körper auf diesen Satz reagiert. In der Regel spürt der Klient dann z.B. ein vages Gefühl von Unwohlsein in Zusammenhang mit kleinen oder großen Problemen, die ihn belasten. Der Therapeut bittet ihn, diese Probleme imaginativ vor sich zu positionieren, so dass er sie „im Blick“ hat. Dann bittet der Therapeut den Klienten, sich selbst mit seiner inneren Stimme z.B. zu fragen:
– „Wenn diese Probleme gelöst wären, wäre dann alles okay?“
Der Klient solle auf diese Fragen nicht unmittelbar antworten, sondern das innere Ganzheitsempfinden spüren, das als Reaktion auf die Frage entsteht. Er soll in diese Empfindungen aber nicht „hineingehen“ und sie auch zunächst nicht verstehen wollen oder benennen. Der Klient solle zunächst nur wahrnehmen mit der inneren Haltung: „Aha, das ist also da … und das ist auch noch da … und das auch noch.“ Er solle in seinem Inneren gleichsam einen kleinen Abstand lassen zwischen sich und diesen Empfindungen, während er mit ihnen in Kontakt ist. Er soll in seinem inneren Raum seine Themen und Probleme auflistet, mit der (dissoziierenden) Einstellung: „Ich habe diese Gefühle/Probleme, aber ich bin sie nicht“. Er soll seine Empfindungen wahrnehmen, sich aber nicht von ihnen einnehmen oder überfluten lassen.
Dann solle er sich z.B. fragen:
– „Was fühle ich noch?“
– „Wenn das geklärt wäre, wäre dann alles in Ordnung?“
Wiederum soll der Klient auf die ‚Bauchgefühle‘ warten, die er als Reaktion auf diese inneren Fragen wahrnimmt. Einige dieser Probleme stellt er gleichsam zur Seite, um sich gegebenenfalls später mit ihnen zu beschäftigen. Andere Themen und Probleme stellt er imaginativ oder im Rahmen einer symbolischen Inszenierung in die Mitte seines Gewahrseins, um sich jetzt damit zu befassen. Er fokussiert also ein möglichst klar umrissenes Thema oder Problem. Dadurch eröffnet sich dem Klienten gleichsam im Zentrum seines Seins, inmitten seiner Themen/Probleme ein innerer Freiraum, in dem er unabhängig von allen Problemen ist, die ihn belasten. Von diesem inneren Freiraum aus setzt sich der Klient im weiteren Verlauf mit seinen zu fokussierenden Problemen auseinander.

2.) Den Felt Sense entstehen lassen
Nun leitet der Therapeut den Klienten an, mit seiner Aufmerksamkeit in das Innere seines Körpers hineinzuspüren und wahrzunehmen, was er dort fühlt, wenn er an das zu fokussierende Thema denkt. Der Klient soll zunächst nicht aussprechen, was er wahrnimmt, sondern sich eine Weile (ca. 10-30 Sekunden) Zeit lassen, um sich in diese Empfindung hinein zu versenken. (Als Faustregel beim Focusing kann gelten, dass eine schnelle Antwort des Klienten in der Regel “aus dem Kopf” kommt, weil das Entstehenlassen und vertiefte Fühlen des Felt Sense eine kleine Weile dauert.)

3.) Einen Griff finden
Erst wenn der Klient den Felt Sense tief und umfassend fühlt, lädt der Therapeut ihn ein, Symbole (z.B. Begriffe, Bilder, Vergleiche, Gesten) aus dem Felt Sense heraus entstehen zu lassen. Der Therapeut kann den Klienten hier z.B. bitten, sich innerlich zu fragen:
– „Wie fühlt sich dieses ‚alles von Thema X‘ körperlich an?“,  z.B.:
Er bittet den Klienten, ein erstes, noch vorläufiges Wort, ein Bild, ein Symbol, eine Analogie, eine Assoziation, eine Geste oder einen Stimmlaut aus dem Felt Sense heraus entstehen zu lassen, der zu diesem zu passen scheint. Diese Symbolisierung wird zunächst als vorläufig verstanden und im Focusing als „Griff“ (engl.: handle) bezeichnet.

4.) Den Griff mit dem Felt Sense abgleichen und der Body Shift
Nun fordert der Therapeut den Klienten auf, zwischen dem Griff und dem Felt Sense hin und her zu gehen und zu überprüfen, ob beide miteinander übereinstimmen und wie beide miteinander interagieren (“Resonating“). Beim Vergleichen kann sich der Felt Sense verändern, und der Griff kann sich verändern. Beide bewegen sich, öffnen sich, vertiefen sich, erweitern sich und bewegen sich aufeinander zu. Dabei wird die Wahrnehmung des Felt Sense immer genauer getroffen, und der Felt Sense verändert sich auch inhaltlich (Content Mutation).
Wenn der Griff in gewissem Umfang zu dem Felt Sense passt, spürt der Klient das als eine subtile, manchmal aber auch überwältigende, deutlich spürbare, angenehme Öffnung, Entkrampfung, Entspannung oder Erleichterung in seinem Körper, so als ob etwas ins Fließen kommt (“Body Shift“, engl für: körperlich spürbare Veränderung).
Der Klient geht so lange zwischen Griff und Felt Sense hin und her, bis ihm ein Body Shift signalisiert: “Es passt”. Der Body Shift ist also quasi der Kompass, der die Richtung zu einem immer präziseren Erfassen und zur Veränderung des Felt Sense weist.

5.) Fragen
Der Therapeut kann den Klienten nun bitten, zu spüren, was in seinem Inneren geschieht, wenn er sich z.B. selbst fragt:
– „Was ist es, was deine Beziehung zu deiner Tochter so ‚<Griff>‘ macht?“
– „Was macht deine Beziehung so ‘<Griff>’?“
– „Was macht deine Kopfschmerzen so ‘<Griff>’?“
– „Was ist das, das ‘<Griff>’?“
– „Was braucht das ‘<Griff>’?“
Der Klient oder der Therapeut kann den Felt Sense auch direkt befragen. Beispielsweise könnte die Frage lauten:
– „Was willst du mitteilen?“, oder:
– „Was brauchst du, um zu heilen?“
Dieser Prozess wird so lange weitergeführt, bis der Klient in seinem Inneren eine Körperreaktion spürt, die ihm zeigt: ‚Ja, das ist es‘ (ein Body Shift).

6.) Empfangen
Am Ende des Focusing-Prozesses leitet der Therapeut den Klienten an, sich das Erhaltene noch einmal zu vergegenwärtigen, wertzuschätzen und zu bewahren:
– „Was ist gekommen?“
– „Was hast du erhalten?“
– „Was hast du erfahren/erlebt/gelernt?“
Der Therapeut ermutigt den Klienten, alles, was er im Laufe des Focusing-Prozesses erhalten hat, anzunehmen und zu behalten. Auch wenn die Botschaft aus dem Inneren zunächst orakelhaft, unrealistisch, überzogen oder überfordernd wirkt, solle der Klient sie als wertvolle Mitteilung seines Inneren annehmen, bewahren und wertschätzen.

 

Gewaltfreie Kommunikation

Gewaltfreie Kommunikation ist ein von Marshall Rosenberg entwickeltes Konzept zur De-Eskalation von Konflikten und zur Herstellung oder Wiederherstellung eines empathischen, liebevollen Kontakts zwischen im Konflikt befindlichen Personen oder Gruppen. Nach Rosenberg geht es in der Gewaltfreien Kommunikation nicht darum, den anderen dazu zu bringen, zu tun, was man selbst will. Ziel ist es vielmehr, die Anliegen aller beteiligten Parteien zu erkunden, zu berücksichtigen, wertzuschätzen und zu erfüllen.

Persönliche Vorbemerkung: Niemand kann ein „Meister“ in Gewaltfreier Kommunikation sein. Ich bin kein Meister und auch Marshall Rosenberg war kein Meister (wenn er z.B. ein „Wolfsgeheul“ gemacht hat in den Demo-Sitzungen, dann war das eigentlich eine Abwertung von dem, was die Teilnehmer erzählt haben). Man kann gewaltfreie Kommunikation nur lernen und immer wieder neu lernen (im Sinne von „Anfängergeist“).

Die Entscheidung zur Gewaltfreiheit

Gewaltfreie Kommunikation ist, kurz gesagt, keine Technik, sondern eine Haltung. Sie besteht aus Empathie und Selbstempathie auf Basis von Mitgefühl. Empathie (Einfühlung) ist das respektvolle Annehmen der Erfahrungen anderer Menschen.

Gewalt ist ein tragischer Ausdruck unerfüllter Bedürfnisse.

Das Bedürfnis, friedlich zusammen zu leben entspricht der Natur eines jeden Menschen.

Um aus einer Eskalationsspirale herauszufinden, ist zunächst eine Grundsatzentscheidung erforderlich, nämlich, sich an der Gewaltfreiheit als ethischem Prinzip auch im Angesicht von Gewalt zu orientieren, also Frieden und empathische Verbindung mit aller Kraft zu wollen, auch mit einem Menschen, der sich in diesem Moment vielleicht gewaltsam verhält.

Das setzt voraus, den Anderen nicht als zu überwältigenden oder zu meidenden Feind (als Feindbild) zu betrachten, sondern als Menschen, als Person. Wenn man sich dem ethischen Prinzip der Gewaltfreiheit verpflichtet, so resultiert daraus radikale Eigenverantwortung nicht nur für das eigene Verhalten, sondern, so Rosenberg, auch für die eigenen Gefühle. Nach Rosenberg sind Gefühle, also emotionale Bewertungen, durch Einstellungen geprägt.

Wer Gewalt ausgesetzt sei, müsse nicht gewalttätig antworten.

Er könne lernen, seine Bedürfnisse konsequent auf gewaltfreie Weise zu vertreten, was kein leichter Weg sei, aber die Wahrscheinlichkeit erheblich erhöhe, dass sowohl die eigenen Bedürfnisse, als auch die des Anderen, befriedigt würden.

Wenn Menschen sich gewalttätig verhalten, ist, wenn sie am meisten Empathie brauchen.

Empathie (oder Einfühlung) ist das teilnehmende, wertfreie Beobachten und Nachvollziehen der Gefühle einen anderen Menschen. Empathie ist etwas anderes als Mitleid: Erst durch die Tatsache, dass es um die Gefühle eines anderen geht, wird echte Empathie erst möglich. Empathie führt zum Nachlassen der Anspannung in beiden und ermöglicht beiden tieferes Fühlen ihrer selbst. Der andere erscheint nicht mehr als „Monster“, sondern als menschliches Wesen, mit (frustrierten) Bedürfnissen.

Die Tonlage ist entscheidend: „Verstehe ich dich … wirklich?“ Die ethische Herausforderung ist, im eigenen Leid, das Leid des anderen zu erfassen. Es ist ein ewiger Kreislauf: Kränkung <=> Wut <=> Rückzug <=> Kränkung <=> usw. Was immer wir tun, kommt aus der Bereitschaft, einen Beitrag zum Wohlgefühl, zur Zufriedenheit und Glück der anderen Person zu leisten, aus der Freude heraus unser eigenes Leben und das Leben der anderen Person zu bereichern.

Dass die Interessen differieren (unlösbare Konflikte), was zum Kampf führt, sind nur Schein. In Wirklichkeit sind das alte Filme mit verschränkten Eltern-Übertragungen (sage ich, Rosenberg sieht das nicht): „Was du nicht verstehst, kommt aus der Kindheit!“ Das Ziel ist emotionalen Austausch und eine liebevolle Verbindung zu schaffen.

Mit Gewaltfreier Kommunikation kann sehr man viel Zeit sparen,
weil das die Alternative ist, für endlose Konfliktgespräche.

  • Zuerst hält die Person inne und konzentriert sich auf sich selbst: Er gibt sich selbst Empathie.
  • Dann identifiziert er den konkreten Auslöser, der zu dem Konflikt geführt hat.
  • Dann beobachtet er das „Wolfstheater“ in seinem Kopf.
  • Dann fragt er sich „Was fühle ich?“.
  • Dann fragt er sich „Welches meiner Bedürfnisse wurde nicht erfüllt?“.
  • Dann gibt er der anderen Person Empathie für ihre Gefühle und Bedürfnisse in Frageform:
    „Bist du <… Gefühl …> weil du <… Bedürfnis …> brauchst?,“ z.B.:
    „Bist du frustriert und traurig, weil du Liebe und Verständnis brauchst?“ oder
    „Bist du enttäuscht und einsam, weil du Sicherheit und Harmonie brauchst?“

Wenn der andere Mensch schweigt, dann stimmt man sich ein auf sein Schweigen und versucht, die Gefühle und Bedürfnisse dahinter zu erfassen.

Die vier Schritte der Gewaltfreien Kommunikation

  1. Konkreten Auslöser beobachten
    Die erste Aufgabe ist es, den konkreten Auslöser zu identifizieren, auf den sie oder er verärgert, zurückgezogen oder verwirrt reagiert hat, und diesen Auslöser dem anderen faktisch und konkret und ohne Interpretation zu benennen.
    Das kann man, indem man sich auf das beschränkt, was mit den (sensorischen) Sinnen erfasst werden kann. Zuerst beschreibt man also diejenigen Worte oder Handlungen (oder fehlenden Worte/Handlungen) der anderen Person sachlich (!), die ihren oder seinen Ärger, seine Verletztheit oder Verwirrtheit ausgelöst haben. Dabei bewertet, interpretiert oder verallgemeinert das Verhalten der anderen Person nicht, sondern benennt konkrete Beobachtungen, die auch eine Videokamera aufzeichnen könnte.
  2. Weiche Ich-Gefühle
    Im zweiten Schritt der Gewaltfreien Kommunikation benennt man in Form von Ich-Botschaften (statt Anklagen oder Projizieren) die weichen Gefühle, die durch das im ersten Schritt beschriebene Verhalten der anderen Person ausgelöst wurden.
    Man spürt tiefer in sich hinein, um die unangenehmen weichen Gefühle wahrzunehmen, die unter ihrer oder seiner Wut, ihrem oder seinem Rückzug oder ihrem oder seiner Verwirrung verborgen sind (z.B. von Besorgtsein, Ängstlichsein, Frustration, Traurigkeit, Schmerz, Einsamkeit oder Verzweiflung). Diese unangenehmen Gefühle teilt die Person der anderen Person in Form einer Ich-Aussage mit.
    Wenn das angenehme Gefühle sind (z.B. von Glück, Fröhlichkeit, Begeisterung, Hingerissensein usw.) dann signalisiert das: „Alles in Ordnung, die Welt ist gerade so, wie ich sie mir wünsche.“
    Die Handlungen anderer können ein Auslöser für die eigenen Gefühle sein, aber nicht deren Ursache. Ursache von Ärger, Wut und Rückzug oder Gewalt ist das Anspruchs-/Schuld-Denken (die Verurteilung anderer).
    Ist man selbst ärgerlich oder verletzt, ist das eine gute Gelegenheit zur Selbstempathie. Wenn man wütend ist, dann fragt man sich selbst: „Ich bin wütend, weil ich … brauche … … … ich fühle ganz tief in mein Herz … was gibt es da zu fühlen?“
    Wenn man ärgerlich oder wütend ist oder sich zurückzieht, dann zeigt das, dass sie oder er mit ihren oder seinen Bedürfnissen nicht in Kontakt ist, und dass sie oder er stattdessen denkt, was verkehrt an der anderen Person ist.
    Wenn man ärgerlich oder wütend ist oder sich zurückzieht dann heißt das, dass sie oder er im Geist mit einem „sollte“ oder „zu“ (zu laut, zu leise, zu penetrant, zu zurückhaltend, zu aggressiv usw.) beschäftigt ist. Rosenberg sagt: „Wenn ein Ärger in unserem Herzen ist, dann ist ein ’sollte‘ oder ein ‚zu‘ in unserem Kopf – oder eine tausendfache Variation des ’sollte‘ oder ‚zu‘.“ Wenn ich Ärger oder Wut, Depression, Schuld oder Scham fühle, dann ist es notwendig, dass ich mich mit meinen Grundbedürfnissen verbinde und nicht beurteile, was mit der anderen Person nicht stimmt.
    Ärger, Wut oder Rückzug zielt nicht eigentlich auf eine Verhaltensänderung der anderen Person (selbst wenn es so scheint), sondern auf ein Verstandenwerden: Der andere soll mein Leid/meine Gefühle wirklich hören.
  3. Grundbedürfnisse
    Dann benennt man diejenigen ihrer oder seiner Grundbedürfnisse, die frustriert oder nicht beachtet wurden, was ihren oder seinen derzeitigen, leidvollen Zustand bewirkt hat.
    Wenn der Klient wirklich ein Grundbedürfnis mitteilt, dann spürt die andere Person unmittelbar, dass sie oder er dieses Bedürfnis im Grunde auch hat. Dies führt potentiell zu einer solidarischen Verbundenheit zwischen beiden in dem Gefühl, dass eigentlich beide dasselbe wollen und, was ihre Grundbedürfnisse betrifft, keine Interessendifferenzen haben.
    Wenn Grundbedürfnisse nicht erfüllt werden, dann führt das zu Frustration.
    Häufig benennen wir Normierungen („… das sollte doch selbstverständlich so sein …“) anstelle von Grundbedürfnissen.
    Häufig benennen wir Strategien anstelle von Grundbedürfnissen. Grundbedürfnisse sind abstrakt, universell, wertfrei und positiv formuliert (z.B. nach Harmonie, Austausch, Liebe, Erholung, Verbundenheit, Verständnis, Akzeptanz, Selbstbestimmung, Sicherheit, Nähe, Verlässlichkeit, Freiheit, Bewegung, Inspiration, Leichtigkeit, Kontakt usw.). Alle Menschen kennen alle Grundbedürfnisse, unabhängig von Geschlecht, Kultur, Status, Alter oder Religion. Sie können über viele unterschiedliche Strategien erfüllt werden (z.B. Arbeiten, Kommunizieren, Sport treiben, uns politisch Engagieren, Streicheln, ins Kino gehen, schlafen, Sex haben, Streiten usw.). Konflikte entstehen, wenn Menschen an bestimmten Strategien festhalten und nicht Grundbedürfnisse benennen.
    Oft unterscheiden wir nicht Grundbedürfnisse von Bitten. Wir sagen z.B.: „Ich habe das Bedürfnis, dass du mich verstehst.“ Das ist kein Grundbedürfnis, sondern eine Bitte, die gerichtet ist an eine Person. Ein Grundbedürfnis ist nicht gerichtet an eine Person (das wäre in diesem Fall: „Ich habe ein Bedürfnis nach Verständnis“).
    Ungeliebt, gemaßregelt, unverstanden, beschämt usw. – das sind eigentlich Verben die den anderen betreffen („projektive“ Verben: „X liebt mich nicht“ usw.) und nicht einen selbst. Wenn das um Gefühle geht, dann wäre der angemessene Ausdruck etwa „traurig“ oder „betroffen“.
    Das Bedürfnis, „Recht zu haben“, ist ein Dominanzverhalten, was nicht zum Glück in Beziehungen beiträgt.
    Wenn der eine Partner die Bedürfnisse des anderen Partners nicht erfüllen will, dann kann sich dieser Partner eine andere Person aussuchen, die seine Bedürfnisse befriedigt.
    Geben ist auch ein Bedürfnis.
  4. Konkrete Bitte
    Der vierte Schritt in der Gewaltfreien Kommunikation besteht darin, dass man an die andere Person eine konkrete Bitte richtet, die geeignet ist, ihre oder seine Grundbedürfnisse zu befriedigen, also zu der gemeinsamen Lebensqualität beizutragen.
    Die Bitte zielt auf „mitfühlendes Geben“. Die Bitte ist nicht negativ formuliert. Sie bezieht sich stets auf ein konkretes Verhalten der anderen Person: Dem anderen wird mitgeteilt, was er tun kann, um die Frustration des Klienten zu beenden.
    Die Bitte sollte im Hier und Jetzt formuliert sein, um dem anderen die Möglichkeit zu geben, die Bitte zu verstehen und – wenn er das möchte – zu erfüllen.
    Die Bitte, die am ehesten geeignet ist, aus dem Konflikt herauszuführen, ist nach Rosenberg eine Bitte um Feedback. Sie kann in der einfachsten Form die Bitte an den anderen sein, zu wiederholen, was er gerade gehört hat: „Kannst du mir sagen – aber du musst das nicht sagen! – was ich gerade gesagt habe/was du gerade gehört hast?“
    Oft erwarten wir, dass die andere Person ihre oder seine Bitte erfüllen muss oder sollte. Das übt einen Druck auf die andere Person aus: Sie oder er hört eine Forderung, statt eine Bitte. Das hat meistens zur Folge, dass er oder sie die Bitte nicht erfüllt. Ein Nein des anderen kann akzeptiert werden, ohne es als Zurückweisung zu empfinden. Die Bitte wird ausgesprochen unabhängig davon ob der andere sie erfüllt. Das erhöht wesentlich die Wahrscheinlichkeit, dass der andere sie erfüllten wird.
    Oft, wenn wir eine Bitte formulieren, dann hört die andere Person eine Forderung eine Kritik oder ein „sollte“ oder „zu“ und verweigert die Bitte dann („du willst immer nur …“). Dann ist eine aussichtsreiche Erwiderung: „Danke, dass du mir mitteilst was du gehört hast. Ich kann sehen, dass ich mich nicht verständlich ausgedrückt habe. Ich versuche nicht, dir zu sagen, was du tun solltest. Ich versuche nicht dich zu kritisieren. Ich habe ein dringendes Bedürfnis, dass du verstehst, was für ein Grundbedürfnis nicht erfüllt wird, wenn du das tust. Lass mich mein Grundbedürfnis noch einmal sagen … <Grundbedürfnis> … Kannst du mir sagen, was du mich hast sagen hören?“
    Es kann auch ein Bitte sein, zu erfassen, was der andere für ein Gefühl hat, wenn er eine Äußerung hört: „Wie fühlst du dich, wenn du das hörst“.

Eine wesentliche Frage ist: Wie komme ich von der „Palme“ runter, wenn ich voll mit Stresshormonen einem Feindbild gegenüberstehe? Wenn das so ist, dann wäre es hilfreich, innerlich, zu sich selbst zu sagen: „Tu zuerst nichts! Sag zuerst nichts! Denn wenn du etwas tust oder sagst dann wird schlimmer es kommen.“

Man hat die alleinige Kontrolle über seine Gefühle und – man hat die Wahl:
welche Gefühle man spüren will – und welche nicht …

… wenn das auch überaus schwer zu akzeptieren ist.

Respekt bedeutet nicht immer Zustimmung sondern Akzeptanz: „So ist das für den anderen.“

Gewaltfreie Kommunikation als Einstellung

Gewaltfreie Kommunikation ist (relativ) einfach zu verstehen, aber sehr viel schwerer umzusetzen. Aber: Es ist die einzige Möglichkeit, Frieden in eine konfliktreiche Beziehung zu bringen.

Die vier Schritte der Gewaltfreien Kommunikation sind nicht als schematische Vorgaben zu verstehen, die stets rituell in genau vier aufeinander folgenden und genau so zu formulierenden Sätzen abgehandelt werden müssen. Es ist schwer möglich, die alltäglichen Kommunikation in das „Viererschema“ der Gewaltfreien Kommunikation zu übertragen. Vielmehr handelt es sich um eine konfliktpräventive und de-eskalierende Kommunikationsweise auf der Basis einer gewaltfreien, Humanistischen Einstellung, wobei jeder einzelne Schritt für sich bereits ein Weg heraus aus dem Konflikt und hin zu einer solidarischen Verbundenheit sein kann.

Die Voraussetzungen für Gewaltfreie Kommunikation sind:

– Den anderen als Person sehen und nicht als Feindbild.
– Die empathische Verbindung wollen, statt gewinnenden wollen, den andere anzugreifen oder sich zurückzuziehen.
– Das Problem faktisch beschreiben, statt zu Abstraktionen oder Interpretationen Zuflucht zu nehmen.
– Fühlen, was unter der eigenen Wut steckt, statt die Wut auszuagieren.
Nur Gefühle und Bedürfnisse hören, statt Anklagen und Forderungen.
Tiefenempathie geben, statt an der Oberfläche zu bleiben und Pappkameraden (eine Karikatur, eine Witzfigur usw.) zu „besiegen“.
Weiche Ich-Gefühle mitteilen, statt zu projizieren oder anzuklagen.
– Dem andern seine Grundbedürfnisse mitteilen, statt Strategien oder Pseudobedürfnisse zu benennen.
Konkrete Wünsche benennen, statt Negationen oder Forderungen.

Wut, Hass, Schärfe, Rückzug und Dominanz sind „Steinzeitreaktionen“.

Die 10 Beziehungs-Grundgesetze (die sind von mir …)

  1. Du kannst sie/ihn nicht ändern.
  2. Rede von Dir.
  3. Sag auch, was gut ist.
  4. Jede/r hat ihre/seine eigene Wirklichkeit.
  5. Unter Stress gibt es nur noch die eigene Wirklichkeit.
  6. Unter Stress werden die Schatten aktiviert.
  7. Wenn man wütend wird, dann ist eine empfindliche Stelle getroffen.
  8. Wut ist eine ungelenke Art, Bedürfnisse auszudrücken.
  9. Mache deine Gürtellinie deutlich.
  10. Was du nicht verstehst, kommt aus der Kindheit.

 

Humanistische Hypnotherapie

Humanistische Hypnotherapie ist eine spezielle Anwendung von therapeutischer Hypnose im Rahmen der Humanistischen Psychotherapie.

Im Folgenden ist die Rede von „dem Patienten“, das kann sowohl eine Frau als auch ein Mann als auch ein/e Transgender sein.
Im Folgendem ist die Rede von „dem Thema“ des Klienten, das kann sowohl ein Symptom als auch ein Problem oder eine Frage oder ein Trauma des Klienten sein.

Vorbereitung

Kognitive Vorbereitung

Die kognitive Vorbereitung dient der Aufklärung des Klienten über Hypnose (manche Klienten haben unrealistische oder übertriebene Vorstellungen von Hypnose). Möglichkeiten und Grenzen der Hypnose müssen benannt werden und der Hypnotherapeut muss dem Klienten ein Gefühl für Sicherheit geben (z. B. indem er benennt, dass er eine qualifizierte hypnotherapeutische Ausbildung hat).

Vorgeschichte erfragen

Der Hypnotherapeut fragt (kurz oder lang) die Vorgeschichte des Thema des Klienten ab.

Thema fokussieren

Der Hypnotherapeut fokussiert das Thema (bspw. „Worum geht es?).

Ziel erfragen

Der Hypnotherapeut erfragt das Ziel (z.B. „Was soll bei der Hypnose herauskommen? Was könnte das Ergebnis günstigenfalls/zur Not sein?“).

Setting

„Darüberreden“ stoppen

Die meisten Klienten reden am Anfang zu viel und zu schnell. Der Hypnotherapeut begünstigt das Verlangsamen der Äußerungen des Klienten bis zum Innehalten.

Analog Markieren

In die Trance können suggestive Hinweise eingebettet werden, die durch subtile Veränderungen der Stimmlage gegenüber dem Unbewussten des Patienten hervorgehoben werden. Erickson beschreibt die Technik des „analogen Markierens“ durch Stimmveränderungen im Fallbericht eines krebskranken jungen Gärtners, dem er einen endlosen Sermon über Tomatenpflanzen und Anbaumethoden erzählte. In diesen Sermon streute Erickson die zu vermittelnden Suggestionen (z.B. „ruhen“, „lebendig“, „Wohlgefühl“ usw.) ein. Wann immer in seinem hypnotischen Monolog die zu vermittelnden Suggestionen vorkamen, ließ er seine Stimme etwas ruhiger, tiefer und weicher werden, um die Worte an das Unbewusste des Patienten zu adressieren.

Im aktuellen Erleben absorbieren

Der Hypnotherapeut lädt den Klienten ein, sich auf das zu fokussieren, was im Moment im Zentrum seiner Aufmerksamkeit steht, z. B. ein Druck in der Brust, einem Thema (was er visuell, akustisch, kinästhetisch und olfaktorisch erlebt), eine optische Fantasie u.s.w. Er lädt den Klienten dazu ein, sich tief auf diese Wahrnehmungen einzulassen.

Passive Haltung
Damit verhält der Hypnotherapeut sich passiv gegenüber den Inhalten, die der Klient bringt: Der Klient führt, der Hypnotherapeut folgt.

Seeding

Der Hypnotherapeut benutzt Worte, die in der Induktion vorkommen, zum Beispiel „Ruhe“, „loslassen“, Wärme“ usw.

Atempacing

Der Hypnotherapeut wählt seine Worte so, dass sie mit dem Atemrhythmus des Klienten übereinstimmen.

Pacing und Leading

Der Hypnotherapeut sagt zum einen Dinge, die dem Pacing des Klienten dienen und dann sagt er Dinge, die den Leading dienen (z.B.: „Du kannst meine Stimme hören, du weißt, welche Tageszeit es ist [Pacing] … und du kannst dich entspannen [Leading] …“.

Spontantrancen erkennen

Der Hypnotherapeut erkennt Spontantrancen (z.B. wenn der Klient unverwandt in eine Richtung schaut, nicht blinzelt oder sitzt, ohne sich zu rühren usw.), und benutzt diese Wahrnehmungen (z.B. indem er sagt: „Du kannst auf diesen Punkt schauen … und dich entspannen“).

Prozess

Weiche direktive Suggestionen

Der Hypnotherapeut formuliert, was er suggerieren will, als eine „weiche“ Behauptung oder einen „weichen“ Befehl (z.B.: „Deine Arme können schwerer werden [weiche Behauptung] … du kannst dich entspannen [weichen Befehl] …)“.

Nun folgt die Schweresuggestionen. Sie werden langsam mit dem Ausatmen des Patienten gesprochen: „Deine Füße <usw.> werden schwerer“ (der Hypnotherapeut spricht alle Körperteile von unten nach oben an).

Es folgt die Suggestion: „Fühl mal, in welcher Region deines Körpers noch Spannungen vorhanden sind … und entspann auch diese … ein ganz klein wenig entspannen … das genügt.“

Die Wärmesuggestionen werden langsam mit dem Ausatmen des Patienten gesprochen: „Deine Füße <usw.> werden wärmer(der Hypnotherapeut spricht alle Körperteile von unten nach oben an außer den Kopf).

Die Stirnkühlesuggestion wird fünfmal beim Ausatmen des Patienten mit Pausen gesprochen: „Deine Stirn wird angenehm kühl.“

Optionale Suggestionen zur Vertiefung, z.B.: „dein Herz wird ruhig und warm“, „es atmet dich“, „du kannst immer tiefer in Trance gehen“ usw.

Jetzt kann der Hypnotherapeut suggerieren: „Die Geräusche sind ganz gleichgültig“ (… wenn es welche gibt).

Der Hypnotherapeut benennt in einem oder zwei Sätzen das Thema des Klienten.

Der Hypnotherapeut suggeriert, dass der Patient sprechen kann (das wissen nämlich einige nicht): „Du kannst sprechen.“

Nun kann der Hypnotherapeut fragen:

„Was fühlst du in deinem Herzen?“
„Was fühlst du in deinem Bauch?“
„Was fühlst du in deinem Kopf?“

„Wenn du eine Löwin/ein Löwe wärst, was würdest du dann tun?“
„Stell dir vor, es würde ein Wunder geschehen … was genau wäre passiert?“

„Wie würde der andere Mensch/würden die anderen Menschen darauf reagieren?“
„Was bräuchte du dazu?“

„Was würdest du in Zukunft anders machen?“

Jetzt ist die Trance voraussichtlich am tiefsten – jetzt kann er die vorher vereinbarte Posthypnose geben: „Nach der Trance wirst du …“ Die posthypnotische Suggestion wird dreimal mit Pausen wiederholt. Danach macht der Hypnotherapeut eine Minute Pause.

Die Rehypnose ist eine posthypnotische Suggestion zur Erleichterung der nächsten Trance-Induktion: „In der nächsten Trance wirst du … sehr schnell, sehr tief in Trance gehen.“

Reorientierung: „Du kannst jetzt langsam zurück kommen … deine Füße <usw.> werden frisch und wach“ (der Hypnotherapeut spricht nacheinander alle Körperteile von unten nach oben und die psychischen Funktionen an). „Atme 3, 4 mal tief ein und aus … reck dich und streck dich … offne die Augen … du bist hellwach.“

Wenn der Klient seinen Fokus (das Thema) verliert, dann macht das gar nichts: Der Hypnotherapeuten ermutigt ihn dann, mit der gegenwärtigen Assoziation weiterzugehen.

Das Thema im Körper spüren

Körperritual

Der Hypnotherapeut suggeriert, dass beispielsweise der Klient mit der linken Hand sein Thema körperlich ausdrücken soll und mit der rechten Hand einen rudimentären Hinweis aus dem Unbewussten, das zu einer Lösung des Themas beitragen könnte.

Haltgebend berühren („Holding“)

Der Hypnotherapeut berührt einen Körperteil des Klienten (z.B. seine Schultern), um ihm Halt zu geben (außer im Intimbereich, das ist ungefähr wo ein Bikini/eine Badehose sitzt).

Den „Hotspot“ berühren

Da, wo der Klient in seinen Körper etwas spürt („Hotspot“), berührt ihn der Hypnotherapeut (außer im Intimbereich, das ist ungefähr wo ein Bikini/eine Badehose sitzt).

Den „Hotspot“ mobilisierend bewegen

Der Hypnotherapeut bewegt den Hotspot beispielsweise aufwärts (um die Energie zu mobilisieren) oder abwärts (zum beruhigen) oder zu den Seiten (zum verteilen).

„Heiße“ Themen analog begleiten

Wenn der Patient ein Thema äußert, von dem der Therapeut denkt, dass es für ihn emotional bedeutet ist, dann macht der Therapeut „mhm“, „aha“ oder Ähnliches (das wirkt vertiefend).

„Heiße“ Themen ausdrücklich begleiten

Wenn der Patient ein Thema äußert, von dem der Therapeut denkt, dass es für ihn emotional bedeuten ist, und in dem nächsten Satz von dem Thema ablenkt, dann kann der Therapeut sagen: „Bleib da!“.

Psychodynamik

Selbsterkundung anleiten

Der Hypnotherapeut leitet den Klienten an, durch freundliche Aufmerksamkeit (vor allem auf seine Gefühle und sein Verhalten), sich eine Selbsterkundung zu erlauben.

Gefühle erspüren/erfragen

Der Hypnotherapeut richtet die Aufmerksamkeit des Klienten auf das Erspüren seine Gefühle (z.B. kann er ganz direkt fragen: „Was fühlst du?“).

Gefühle verbalisieren

Er ermutigt Klienten, seine Gefühle zu verbalisieren oder zu malen.

Fantasiebilder

Der Hypnotherapeut ermutigt den Klienten, Fantasiebilder über sein Thema entstehen zu lassen.

Das Erleben verstehen

Der Hypnotherapeut ermutigt den Klienten, sein Thema kognitiv zu verstehen und auszusprechen (zu verbalisieren).

Die Funktion des Themas verstehen

Der Hypnotherapeut ermutigt den Klienten, die Funktion seines Themas zu verstehen und zu verbalisieren.

Die Psychodynamik verstehen

Der Hypnotherapeut ermutigt den Klienten, Hypothesen über die psychodynamischen Zusammenhänge seines Themas zu formulieren.

Perspektivenwechsel

Es gibt vier Wahrnehmungspositionen:

Position 1 oder „Ich-Position“: Auf dieser Position betrachte ich die Situation assoziiert. Das Erleben findet aus der eigenen Innen-Perspektive mit allen dazugehörigen eigenen Gefühlen und Gedanken statt.

Position 2 oder „Du-Position“: Auf dieser Position betrachte ich die Situation aus Sicht eines oder des anderen Beteiligten. Ich versetze mich in die andere Person hinein und betrachte die Welt und die Situation aus der Warte dieser Person. Durch die bewusste Distanzierung von meiner bisherigen Position zu dem Thema, erhalte ich weitere Hinweise.

Position 3 oder „Beobachter-Position“: Diese Position ist die eines unbeteiligten Dritten, der die vorhandene Situation aus seiner Perspektive wahrnimmt und beschreibt. Hier bin ich von meinen eigenen Emotionen und den Emotionen des/der Anderen vorübergehend dissoziiert. Aus dieser Distanz kann ich die Interaktion beziehungsweise Situation zwischen mir und dem/der Beteiligten erkunden und Ideen für eine Lösung erarbeiten. Aus dieser Position heraus kann ich, nach der Einnahme aller Positionen, der ersten Position Tipps und Ideen zur Lösung anbieten.

Position 4 oder „Meta-Position“: In dieser Position wird aus der Sicht des Großen und Ganzen die vorhandene Situation betrachtet. Ich nehme also Abstand zum Abstand, aus dem ich die vorhandene Situation betrachte.

Altersregression und -progression

Altersregression

Ein Verfahren der Hypnose, welches eine real wirkende Zeitreise in die Vergangenheit suggeriert. Dabei können Erwachsenenfähigkeiten zurücktreten und kindliche Verhaltensweisen an den Tag kommen. Das ist wie eine mentale Zeitreise durch Suggestionen in Trance oder Hypnose, in die ein Zurückversetzen der Vergangenheit stattfinden kann.

Zeitprogression

Eine Zeitprogression, das ist eine zeitliche Orientierung in die Zukunft, zum Beispiel zum Ziel.

Cutting-Imagination

Einen Weg von Problem zum Ziel wird metaphorisch imaginiert (z.B. durch einen „materiellen“ Weg, eine Linie, ein Faden o. ä.) und dann wird die Imagination durchtrennt (z.B. durchschnitten).

Dialog

Der Hypnotherapeut moderiert einen inneren Dialog. Der kann zum Beispiel sein:

Dialog mit/von Teilen der Persönlichkeit

Der Hypnotherapeut moderiert einen Dialog mit oder von Anteilen der Persönlichkeit (z.B. dem aggressiveren Teil, dem Weichling, dem männlichen/weiblichen Teil o. ä.).

Dialog mit Mentoren

Der Hypnotherapeut moderiert einen Dialog mit einem Lehrer („Mentor“) des Klienten.

Dialog mit dem Körper

Der Hypnotherapeut moderiert einen Dialog mit dem Körper (bspw. mit der Lunge eines Sportlers).

Dialog mit einem erkrankten Organ

Der Hypnotherapeut moderiert einen Dialog mit einem Organ, das erkrankt ist (z.B. – wenn der Klient Kopfschmerzen hat, mit dem Kopf des Klienten).

Dialog mit anderen Personen

Der Hypnotherapeut moderiert ein Dialog mit anderen Personen (z.B. mit dem Mann/der Frau des Klienten, dem Chef, einem Kollegen o. ä.).

Dialog mit dem Unbewussten

Ein Dialog mit dem Unbewussten ist z.B. möglich als Dialog mit dem „weißen Wesen“ (z.B. „der ist ein weißes Wesen … du kannst das befragen …“). Das Unbewusste kann auch direkt befragt werden (z.B. „frag mal dein Unbewusstes …“) oder der Klient kann sich vom Unbewussten „coachen“ lassen.

Ressourcenarbeit

Vorhandene Ressourcen würdigen

Der Therapeut würdigt vorhandene Ressourcen (z.B. indem er die Ressourcen suggestiv bekräftigt).

Aktivierbare Ressourcen identifizieren

Der Hypnotherapeut identifiziert aktivierbare Ressourcen (z.B. in dem der Therapeut einen Mentor suggeriert, der dem Klienten Tipps gibt).

Aktivierbare Ressourcen identifizieren durch Introjektion des Therapeuten

Der Hypnotherapeut identifiziert aktivierbare Ressourcen durch Introjektion des Therapeuten (z.B. kann der Klient in Trance in den Therapeuten hineinschlüpfen und die Ressourcen realisieren, die der Therapeut hat).

Ressourcen nutzen

Der Hypnotherapeut suggeriert Situationen, in denen der Klient in die Lage kommt, seine Ressourcen zu nutzen (bspw. in anderen, weniger gefährlichen Situationen).

Mangelnden Ressourcen identifizieren

Der Hypnotherapeut identifiziert mangelnde Ressourcen (das passiert in der Regel still, im Kopf des Therapeuten).

Posthypnose

Posthypnotisch einladen

Der Hypnotherapeut suggeriert, dass der Klient im Wachzustand die Fähigkeiten zur Verfügung hat, die in die er in der Hypnose hatte, entweder direkt oder indirekt.

Posthypnotisch eine Verhaltensänderung einladen

Der Hypnotherapeut suggeriert eine Situation, wo ein anderes Verhalten sinnvoll wäre.

Posthypnotisch eine Einstellungsänderung einladen

Der Hypnotherapeut suggeriert eine Situation, wo eine andere Einstellung sinnvoll wäre.

Posthypnotisch eine kreative Lösung einladen

Der Hypnotherapeut suggeriert eine Situation, wo eine kreative Lösung für das Thema wahrscheinlich ist.

Ziel imaginieren

Der Hypnotherapeut suggeriert eine Zielsituation, in der der Klient seine Ressourcen zur Verfügung hat. Das kann sowohl real als auch symbolisch (zum Beispiel durch eine metaphorische Gestalt, oder einen Gegenstand) geschehen. Die Zielsituation kann auch „geankert“ werden (z.B., wenn der Klient morgens in den Spiegel schaut und dann seine Ressourcen zur Verfügung hat).

Reorientierung

Autogene Reorientierung

Der Hypnotherapeut achtet auf Signale des Klienten, die auf Wieder-Erwachen schließen lassen (bspw. eine Drehung des Kopfes, eine vertiefte Atmung, schnelle Handbewegungen usw.).

Amnesie anbieten

Der Hypnotherapeut kann Amnesie anbieten, die suggerierten Inhalte wirken und unbewusst weiter (z.B. direkt: „… und diese Worte können hinter dir versinken wie Wasser auf guter Gartenerde …“, oder indirekt: „… das Wasser kann auf deine Tomatenpflanzen fließen … und unterschwellig die Wurzeln erreichen … und dafür sorgen dass die Tomaten richtig rot werden …“).

Hilfreiches mitbringen und erinnern

Der Hypnotherapeut leitet den Klienten an, Hilfreiches mitzubringen und zu erinnern (bspw. „… du kannst alles mitbringen und erinnern, was hilfreich war … du kannst das hinterher aufschreiben oder aufmalen …“).

Reorientieren

Der Hypnotherapeut reorientiert den Klienten sanft und gründlich („… die Füße … sind frisch und wach …“).

Metaphernarbeit

Herkunft der Metaphernarbeit

Die Arbeit mit Metaphern, also mit Geschichten, Vergleichen, Symbolen, Anspielungen oder Analogien war die bevorzugte hypnotische Technik des späten Erickson vor allem in seinem letzten Lebensjahrzehnt. Erickson entdeckte, dass sein Gegenüber oft spontan in einen tranceartigen Zustand verfiel, wenn er ihn mit detaillierten und in die Länge gezogenen Geschichten z.B. über seine acht Kinder und zahlreichen Enkelkinder „in eine Trance hinein langweilte“ (Erickson). Diese Methode wandte er oft beiläufig im Gespräch mit Patienten an, ohne dass der Übergang zwischen Wachzustand und Trance-Induktion und zurück erkennbar gewesen ist. Diese Technik der „Konversationstrance“ trug viel zum Ruf Ericksons als Zauberer der Hypnose bei, weil für Außenstehende kaum noch nachzuvollziehen war, wie er durch kunstvolles Einweben suggestiver Elemente in eine Geschichte einen Trancezustand herbeiführte, therapeutisch nutzte und wieder zurücknahm.

Die Anwendung von Geschichten und Metaphern zur Übermittlung von Lebensweisheiten findet sich auch in den alten und neuen Legenden, Mythen und Märchen aller Völker. Ein alter Mythos wäre beispielsweise die Schöpfungsgeschichte, in der Bibel („Am Anfang schuf Gott Himmel und Erde …“). Moderne Mythen wären zum Beispiel die Comics und Filme von Iron Man oder Wonder Woman.

Formen von hypnotischen Metaphern

  • Eine relativ einfache Form einer hypnotischen Metapher ist die suggestive Verwendung von Symbolen. Ein Symbol ist ein Gegenstand, eine Naturkraft, ein Mensch oder ein Bild. Statt beispielsweise einem Patienten auf abstrakte Weise Gefühle von Stabilität, Festigkeit und Widerstandskraft zu suggerieren, kann man ihn in Trance suggestiv dazu anregen, sich mit einem Baum zu identifizieren, und dann ausführlich seine Stabilität, Festigkeit, Widerstandsfähigkeit, Verwurzeltheit und Ruhe „als“ Baum beschreiben.
  • Eine etwas komplexere Form einer hypnotischen Metapher ist die Analogie. Sie besteht nicht nur aus einem einzelnen Gegenstand, sondern aus einem einfachen Prozess. Beispielsweise könnte ein Hypnotherapeut in einer Trance zum Thema Raucherentwöhnung beiläufig die Entscheidung, Kaugummis statt Zigaretten zu kaufen, analogisieren mit der Alternative zwischen zwei Wegen bei einem Waldspaziergang oder zwischen einer gesunden und einer ungesunden Variante ein Wochenende zu verbringen.
  • Eine hypnotische Geschichte ist komplexer. Sie enthält in der Regel mehrere handelnde Elemente oder Personen, einen Handlungsablauf und eine gewisse Dramaturgie mit Einleitung, Höhepunkt und Auflösung. In eine hypnotische Geschichte lassen sich in die Figuren und Abläufe Elemente des Erlebens des Patienten unterbringen und metaphorisch verändern. Eine bedrohliche Prüfungssituation wird beispielsweise in einen Spaziergang in einem dunklen Wald verwandelt. Der Prüfer wird zum Schatten eines hohen Baumes, der sich bei näherer Betrachtung als harmlos erweist oder sogar eine gute Orientierung im Wald ermöglicht usw.

Hypnotische Geschichten können

  • real erlebte Erfahrungen sein (beispielsweise Geschichten aus der Jugend des Therapeuten, in denen er als Jugendlicher etwas Wichtiges für sein Leben gelernt hat),
  • sie können verfremdet sein (beispielsweise anonymisierte und verfremdete Geschichten von anderen Patienten), oder
  • sie können ausgedacht sein oder
  • Filmen, Märchen, Opern, Theaterstücken oder Archetypen entlehnt sein.

Hypnotische Metaphern können

  • vom Therapeuten detailliert konstruiert, also geplant, strukturiert und vorformuliert sein,
  • sie können aber auch „aus dem Handgelenk“ während der hypnotischen Sitzung improvisiert und in Co-Trance spontan fabuliert

Hypnotische Metaphern können unterschiedliche Größen haben:

  • eine Generalmetapher ist eine Geschichte, um die herum der Hypnotherapeut die ganze hypnotische Sitzung aufbaut, von der Induktion über die Intervention bis hin zur Reorientierung, die hypnotische Sitzung findet also insgesamt in Form einer metaphorischen Geschichte statt,
  • eine Funktionsmetapher wird zur Erreichung eines bestimmten zwecks in einer speziellen Phase der hypnotischen Sitzung eingesetzt, man spricht zum Beispiel von Induktionsmetaphern, Transformationsmetaphern, Posthypnosemetaphern oder Rehorientierungsmetaphern,
  • beiläufige Metaphern sind Formulierungen, die im hypnotischen Monolog eingestreut werden, und die in der Regel nur aus einigen Worten bestehen, beispielsweise: „… du kannst dich entspannen wie an einem wundervollen Strand …“, „… einsinken wie ein Stein, der in einen See geworfen wird …“ oder ähnliches.

Der Hypnotherapeut kann hypnotische Metaphern aus verschiedenen Quellen entnehmen:

  • aus dem Alltag des Patienten, z.B. aus dessen Liebesbeziehungen, seiner Partnerschaft, Familie, Beruf, Sozialleben, Freizeitgestaltung, kulturellen Interessen usw.,
  • aus Erfahrungen des Therapeuten, z.B. durch anonymisierte und verfremdete Geschichten von anderen Patienten, eigene Lernerfahrungen, Erfahrungen in Eigentherapien, mit eigenen Kindern, mit Freunden, Lehrern usw.,
  • aus archetypischen Mustern, z.B. Märchen, Mythen, Sagen, Geschichten mit einer alten Weisen oder einem alten Weisen, von Reisen in die Unterwelt, Initiationsritualen, mit Sagengestalten usw.
  • durch Variationen einer Standardmetapher, z.B. der „Zauberwiese“, dem Prozess des Schreibenlernens, die Heldenreise, Ovids Metamorphosen oder die Sufi-Löwengeschichte,
  • aus der Natur, z.B. Strand, Wiese, Berg, Sonnenuntergang, Flug eines Vogels, Jahreszeiten usw.,
  • der Kindheit, z.B. Kinderspiele, Schulerlebnisse, Radfahren lernen, kindliche Konfliktbewältigung usw.,
  • aktuelle gesellschaftliche Ereignisse, z.B. aus Zeitungsartikeln, Kinofilmen, Büchern, politischen Ereignissen, der Klatschpresse usw.,
  • esoterische Motive, z.B. Licht, Schwingungen, Heilungsfarben, „vergangene Leben“, spirituelle Meister usw.,
  • Hobbys, z.B. Sport, Fernsehen, Fotografieren, musizieren, Yoga usw.

 Die Konstruktion einer hypnotischen Metapher

Hypnotischen Metapher werden konstruiert durch Parallelisierung. Zunächst überlegt sich der Hypnotherapeut, was die zentralen Elemente der hypnotherapeutischen Sitzung auf der realen Ebene sind bzw. sein sollten:

  • der derzeitige Zustand des Patienten (das in dieser Sitzung hypnotisch zu behandelnde Problem oder Thema, die Gefühle und Gedanken des Patienten dazu),
  • relevante Elemente der derzeitigen Situation des Patienten (Beziehungs- und familiäre Situation, soziales Umfeld, Beruf, Ausbildung, Alltagsgestaltung),
  • die therapeutische Beziehung (Erwartungen und Ängste des Patienten dem Therapeuten gegenüber, Empfindungen des Therapeuten dem Patienten gegenüber),
  • der Ziel-Zustand dieser hypnotischen Sitzung bzw. ein erster Schritt in eine gute Richtung (in der Regel ein ressourcenvoller Zustand oder ein erster Schritt aus einem gewohnten, leidvollen Muster heraus),
  • Vorlieben und Abneigungen des Hypnotisanden (was er gerne mag, was er gar nicht mag, wonach er sich im Leben sehnt, wovor er Angst hat),
  • relevante Ressourcen (latente Fähigkeiten oder Erfahrungen des Patienten, was er gut kann, was ihm bei der Bewältigung des zu behandelnden Problems helfen könnte),
  • abgewehrte, vermiedener Anteile (was der Patient vermeidet, was er ausblendet),
  • der angestrebte Transformationsprozess (Veränderungen von Einstellungen und Verhalten vom derzeitigen Zustand des Patienten zum angestrebten Zielzustand hin).

Dann verwandelt der Hypnotherapeut diese Elemente Schritt für Schritt in eine Metapher. Aus den Elementen des aktuellen Zustandes, des Transformationsprozesses und des Zielzustandes werden also Elemente einer Geschichte, die von einem (problematischen) Anfangszustand über einen Transformationsprozess zu einem „erstrebenswerten“ Zielzustand führt.

In diese Geschichte kann der Hypnotherapeut direktive Suggestionen einbetten, die aber aus der Perspektive des Patienten nicht ohne weiteres als Suggestionen erkenntlich sind, sondern für ihn als Teil der Geschichte erscheinen, zum Beispiel: „… und der alte Weise sagt zu dem Bauernjungen: ‚du bist stark‘, und der Bauernjunge geht zu der wackeligen Holzbrücke, und er sagt zu sich: ‚du kannst das‘, und er geht Schritt für Schritt hinüber …“ usw.

In die Geschichte können suggestive Hinweise eingebettet werden, die durch subtile Veränderungen der Stimmlage gegenüber dem Unbewussten des Patienten hervorgehoben werden. Erickson beschreibt die Technik des „analogen Markierens“ durch Stimmveränderungen erstmals im Fallbericht eines krebskranken jungen Gärtners, dem er einen endlosen Sermon über Tomatenpflanzen und Anbaumethoden erzählte. In diesen Sermon streute Erickson die zu vermittelnden Suggestionen (z.B. „ruhen“, „lebendig“, „Wohlgefühl“ usw.) ein. Wann immer in seinem hypnotischen Monolog die zu vermittelnden Suggestionen vorkamen, ließ er seine Stimme etwas ruhiger, tiefer und weicher werden, um die Worte an das Unbewusste des Patienten zu adressieren.

Es können auch mehrere Metaphern aufeinanderfolgen, oder mehrere Metaphern können ineinander verschachtelt sein, ähnlich wie die Geschichten von Scheherazade in „1001 Nacht“. Der Therapeut beginnt mit einer Geschichte, dann beginnt er eine zweite Geschichte innerhalb der ersten Geschichte und dann eine dritte innerhalb der zweiten und das ganze wieder rückwärts. Die am tiefsten in der Verschachtelung eingebettete Metapher wirkt in der Regel am stärksten amnestisch, d.h., dass der Patient sie im Nachhinein nicht mehr erinnert, sie wirkt also am tiefsten in seinem Unterbewusstsein.

Wichtig ist, dass die Metaphern sowohl zum Patienten als auch zum Therapeuten passen müssen. Spezielle Interessen und Abneigungen, das Lebensalter, das Geschlecht, die Sprachfähigkeit, die soziale und kulturelle Herkunft, gruppenspezifische Sprachmuster und Denkweisen des Patienten (und des Therapeuten) sollten berücksichtigt werden:

  • Mit einem 16-jährigen Kreuzberger Punk spricht man anders als mit einer 72-jährigen Nonne.
  • Es macht keinen Sinn, einem vierjährigen Kind eine hochintellektuelle Metapher aus einer aktuellen philosophischen Debatte zu erzählen.
  • Ebenso wenig Sinn macht es, wenn ein Hypnotherapeut versucht, eine hypnotische Metapher zu konstruieren, der aus die aus der Raumschiff-Enterprise-Welt stammt, obwohl er selbst diese Serie nie gesehen hat.

Es geht allerdings nicht primär darum, welche Metaphern man für welchen Patienten erzählt, sondern primär darum, dass man sie auf eine Weise und in einer Sprache erzählt, die der Patient versteht, und die ihn erreicht, und darum, wie man in diese Metapher Suggestionen verpackt. Mit gewissen Einschränkungen kann man praktisch jedem Patienten praktisch jede Metapher erzählen, wenn man sie patientenorientiert angemessen zuschneiden:

  • Auch (und gerade) einem vierjährigen Kind kann man vom Weltraum erzählen.
  • Auch ein Hypnotherapeut, der noch nie geritten ist, kann, wenn auch auf relativ vage Weise, eine Pferdemetapher erzählen.

Eine hypnotische Metapher sollte sich in einem mittleren Abstand zu dem realen Thema bewegen, das metaphorisiert werden soll:

  • Eine Metapher, die zu nah an dem zu metaphorischeren Thema dran ist (Beispiel: Raucherentwöhnung = rauchender Schornstein), ist auch in Trance zu leicht zu durchschauen, damit kommt der spezielle Effekt der metaphorischen Hypnose gar nicht zum Tragen, es besteht die Gefahr, dass der Patient sich nicht ernst genommen fühlt.
  • Ist die Metapher dagegen von dem zu metaphorischeren Thema zu weit entfernt, kann es passieren, dass der Patient bzw. sein Unterbewusstsein in Trance keinen Zusammenhang zu dem zu behandelnden Problem herstellen kann. Er hört dann einfach eine für ihn belanglose Geschichte, die keinen spürbaren therapeutischen Effekt in ihm hat.

Anwendungen hypnotischer Metaphern

Metaphern können angewandt werden, um therapeutische Suggestionen so zu verpacken, dass sie an einem potentiellen Widerstand des Patienten vorbeigehen. Scheinbar hat der Hypnotiseur dem Hypnotisierten ja gar keine Suggestionen übermittelt, er hat lediglich eine belanglose Geschichte erzählt. Warum sollte man sich dagegen wehren? Geschichten und Metaphern entsprechen außerdem besser dem traumartigen, surrealistischen Erleben in Trance.

Metaphern können in verschiedenen Phasen der Trance-Induktion eingesetzt werden:

  • zum Säen einer später kommenden Suggestion noch im Wachzustand,
  • in der Induktionsphase, um den Übergang in die Hypnose hinein zu erleichtern,
  • zur Vertiefung der Trance,
  • um eine therapeutische Intervention zu übermitteln, oder
  • um den Patienten wieder in den Wachzustand zu reorientieren.

Meistens werden Metaphern verwandt, um einem Patienten, der sich bereits in Trance befindet, therapeutisch wirkende Suggestionen zu übermitteln. Wenn der Patient im Wachzustand ist, denkt er vorwiegend rational und kann daher die in einer Geschichte verpackten Hinweise in der Regel nicht optimal nutzen. In einer leichten bis mittleren Trance hat er wesentlich besseren Zugang zu lebhaft ausgemalten Phantasien und kann deren Botschaften leichter in sich hereinnehmen. In tieferen Trancezuständen kann der Patient hypnotische Träume erleben, die durch Geschichten und Metaphern des Hypnotiseurs stimuliert sind.

Metaphern dienen dazu, Suggestionen, die im wohlverstandenen Interesse des Patienten vermittelt werden, auf eine indirekte Weise darzubieten, so dass sie geeignet sind, problemaufrechterhaltende Muster des Patienten gleichsam zu umgehen, um unmittelbar in dessen Unterbewusstsein zu gelangen bzw. mit diesem auf indirekte Weise zu kommunizieren.

Hypnotische Metaphern können beispielsweise angewandt werden:

  • im Rahmen von Fantasiereisen,
  • zur Stimulation der Eigenaktivität des Unbewussten des Patienten, das die suggestive Botschaft ja aus der erzählten Geschichte heraus aktiv rekonstruieren bzw. konstruieren muss,
  • zur Aktivierung latenter Fähigkeiten,
  • um abgewehrte Anteile zu kontaktieren und zu integrieren,
  • um Themen anzusprechen oder Suggestionen zu übermitteln, die man schwer in direkter Sprache ausdrücken kann, z.B. um emotionale Stimmungen oder psychische Zustände zu suggerieren,
  • um sensible Themen dezent anzusprechen, die mit Scham- oder Schuldgefühlen belegt sind, oder die mit einer Empfindung großer Verletzlichkeit einhergehen (bspw. Erfahrungen von Misshandlung oder Grenzüberschreitungen),
  • zur Suggestion eines sinnvollen ersten Schritts in eine gute Richtung,
  • um dem Patient ressourcenvolle Aspekte eines stabilen Selbstbilds zu vermitteln,
  • um konstruktive kognitive Einstellungen zu vermitteln,
  • um auf indirekte Weise Handlungsimpulse suggestiv zu vermitteln,
  • allgemein um Suggestionen lebendig werden zu lassen, damit sie intensiver wirken.

 

Gestalttherapie/Psychodrama

Der Psychotherapeut fordert den Klienten auf, „Teile“ seiner Person, anderen Personen oder anderen einflussreichen Faktoren zu repräsentieren, beispielsweise als Personen, Tiere, Gegenstände oder Naturkräfte (Wind, Wärme, einen Wolke usw.). Dann agiert der Klient, unterstützt von Therapeuten, mit diesen Teilen.

Beispiel: Ein Klient sagte, dass er immer, wenn eine Frau im nahekommt, dazu neigt, sie zu kritisieren, aber das wolle er nicht, damit habe er zu viele schlechte Erfahrungen gemacht. Ich sagte zu ihm „Kannst du dir den Teil von dir, der zum Kritisieren neigt, als Person, als Tier, als Gegenstand oder eine Naturkraft vorstellen?“ Er imaginierte den Teil, der zum Kritisieren neigt, als einen kleinen, roten Plastikball. Er sagte: „Das macht Spaß, mit dem Ball zu spielen … aber das ist eine große Zeitverschwendung“.

Der Therapeut kann den Klienten auffordern, sich in einen „Teil“ (eine andere Person, ein Tier, ein Gegenstand oder eine Naturkraft) hineinzuversetzen und die Ressourcen, die in den Teil stecken. zu aktualisieren.

Ich sagte mal zu einem Klienten: „Stell dir vor, du bist ein Baum … mit Wurzeln bis zum Mittelpunkt der Erde … und du hättest einen Wipfel, der bis zum Himmel reicht … spüre das Verankertsein in der Erde … und im Himmel …“

Der Psychotherapeut fördert den authentischen Ausdruck von Gefühlen (zum Beispiel Aggression, Scham usw.).

 

NLP-Arbeit

Dem Problem einen Namen geben

Der Psychotherapeut kann den Patienten auffordern, dem Problem einen Namen zu geben (das fördert die Distanzierung von dem Problem).

Ziel-Frage

Woran würdest du merken, dass du auf einer Erfolgsstrategie/im Ziel bist?

Weicher Sessel, harter Hocker

Der Psychotherapeut kann den Klienten auffordern, sich auf einen weichen Sessel zu setzen und „das Problem“ auf einem harten Hocker.

Time-Line-Arbeit

Der Psychotherapeut kann den Patienten auffordern, sich z.B. mit dem Rücken ein eine Wand zu stellen. Jetzt fordert er ihn auf, z.B. zwei (oder drei, oder vier) alternative „Wege“ vor sich zu sehen, wie er seinen Lebensweg künftig sieht. Nun kann der Psychotherapeut vorschlagen, dass der Patient langsam auf einen nach dem anderen „Wege“ geht, und dabei sich konzentriert auf das, was dabei in Wirklichkeit passieren würde („Timeline in die Zukunft„).

Auf ähnliche Weise kann das auch als „Timeline in die Vergangenheit“ gemacht werden, indem der Patient aufgefordert wird sich z.B. mit dem Gesichts zur Wand zu stellen und hinter ihm die „Timeline“ z.B. bis zur Geburt zu sehen. Er kann dann langsam rückwärts gehen bis zu einen neuralgischen Punkt und das erfahren, was es da zu erfahren gibt.

 

Reichianische Atemarbeit (Rebirthing, Holotrophes Atmen usw.)

Wenn der Patient Probleme hat, zu seinen Gefühlen zu finden dann kann der Therapeut zu ihm sagen: „Atem mal mehr/tiefer und schneller/in die Brust/nach dem ausatmen gleich wieder einatmen“ usw. Das fördert den Kontakt zu seinen Gefühlen. Der Therapeut kann auch sagen: „Das erste Gefühl was du verspürst, sage das“ (Reichianischen Atemarbeit).

Rebirthing

Rebirthing ist eine in den 1960er Jahren von dem US-amerikanischen Theologen und Unternehmensberater Leonhard Orr (* 1937) entwickelte Technik des verbundenen (zirkulären) Atmens (Ein- und Ausatmen ohne Pause) zur Selbsterfahrung, zur Erweiterung des inneren Gewahrseinsraums und zur energetischen Aufladung. Beim Rebirthing können abgewehrte Emotionen und Erinnerungen ins Bewusstsein treten.

Bei der Arbeit mit Techniken der Atemverstärkung kann es zu starken vegetativen und emotionalen Reaktionen kommen. Daher sollten Personen, die z.B. unter Herz-Kreislaufkrankheiten, Epilepsie oder schwerem Asthma leiden, schwangere Frauen oder Menschen mit frischen Operationswunden nicht an Rebirthing teilnehmen. Ebenso ist diese Technik für Klienten mit fragiler Struktur nicht oder nur in abgeschwächten Varianten geeignet.

Ich verwende Techniken der Atemverstärkung daher stets behutsam und eingebettet in langfristige psychotherapeutische Prozesse, um Kontraindikationen ausschließen, die Intensität des Erlebens begrenzen und die Atemerfahrungen hinterher mit dem Klienten aufarbeiten und integrieren zu können.

Holotropes Atmen

Holotropes Atmen ist eine von Stan Grof entwickelte Atemtechnik, mit deren Hilfe man in tiefe Erfahrungsbereiche eintreten kann, die dem Alltagsbewusstsein normalerweise nicht zugänglich sind. Ziel ist die Erfahrung und Integration abgespaltener Persönlichkeitsanteile und eine Hinbewegung auf die Ganzheit der Person, was durch den Begriff „holotrop“ zum Ausdruck gebracht werden soll (von gr. holos: ganz, trepein: sich richten auf).

Die Holotrope Atemarbeit besteht aus einer Kombination von:

  • beschleunigtem und vertieftem Atmen,
  • erlebnisevozierender Weltmusik,
  • gezielten Körperinterventionen (z.B. Druckmassage, Ermutigung des Ausdrucks von Gefühlen)

… sowie im Anschluss an die Atemerfahrung aus:

  • (Mandala-)Malen und
  • Sharing (Erfahrungsaustausch).

Holotropes Atmen kann als eine körperorientierte Tieftrance-Selbsterfahrung auf einem stark erhöhten Energieniveau verstanden werden. Der Protagnoist atmet so tief und schnell, wie es ihm möglich ist und drückt, unterstützt durch einen Begleiter (den „Sitter“) und den Leiter der Gruppe seine Emotionen körperlich und mit der Stimme aus.

Die Atemtrance wird beim Holotropen Atmen als Eintauchen in die Abgründe der eigenen Seele erlebt, das mit einem hochenergetischen Träumen im Wachzustand oder mit Erlebnissen mit halluzinogenen Drogen vergleichbar ist.

Der Prozess, der in der Originalform drei Stunden dauert, findet in der Regel in einem Paar-Setting in Gruppen statt. Er beginnt langsam, intensiviert sich, erreicht einen Höhepunkt und klingt dann allmählich aus. Im Laufe des Prozesses kann es zu kathartischen Ausbrüchen und ekstatischen Erfahrungen kommen, die unterstützend begleitet werden.

In dynamischen Atemtrancen kommt es oft zu intensiven, wachtraumartigen Erlebnissen, z.B.:

  • ein Teilnehmer fühlt sich im Laufe einer Atemtrance als Walfisch und glaubt, er könne die Sprache der Wale verstehen,
  • eine Teilnehmerin erlebte ein mittelalterliches Ritual, in dem sie geopfert wurde,
  • eine andere Teilnehmerin erlebte eine Szenerie, in der sie ein böser Dämon war, der alles Leben auf der Erde auslöscht.

Solche quasi-halluzinatorischen Atemtrance-Erlebnisse aus den Tiefen der inneren Bilderwelt müssen auf ähnliche Weise integriert, deutend verstanden und verarbeitet werden wie Träume oder vergleichbare Erlebnisse während dynamischer Körperübungen.

Bei der Arbeit mit Techniken der Atemverstärkung kann es zu starken vegetativen und emotionalen Reaktionen kommen. Daher sollten Personen, die z.B. unter Herz-Kreislaufkrankheiten, Epilepsie oder schwerem Asthma leiden, schwangere Frauen oder Menschen mit frischen Operationswunden nicht an Rebirthing teilnehmen. Ebenso ist diese Technik für Klienten mit fragiler Struktur nicht oder nur in abgeschwächten Varianten geeignet.

Ich verwende Techniken der Atemverstärkung daher stets behutsam und eingebettet in langfristige psychotherapeutische Prozesse, um Kontraindikationen ausschließen, die Intensität des Erlebens begrenzen und die Atemerfahrungen hinterher mit dem Klienten aufarbeiten und integrieren zu können.

Eigene Techniken

Es gibt manche Techniken, von denen ich nicht weiß, woher sie kommen, vielleicht sind das auch eigene Techniken, zum Beispiel:

Die „Gefühls-Sondentechnik“

Wenn der Klient an einer emotional bedeutsamen Stelle ist, aber nicht in der Lage ist, da insgesamt reinzugehen, dann kann ich zu dem Klienten sagen: „Stell dir mal vor, du würdest eine Sonde ins Zentrum des unangenehmen Gefühls schicken … du bleibst draußen und nur die Sonde geht rein … was empfindest du, wenn du einen emotionalen Draht zu der Sonde hast?“

Werner Eberwein

 

Werner Eberwein