Mit welchem Stil arbeite ich (unter anderem) gerne?

Ich versuche, in Gespräch mit den Patienten, in etwa 5 Minuten einen Satz herauszufiltern, der der/dem Patient*in emotional am meisten bedeutet. Die (imaginäre) Patientin sei z.B. eine 54-jährige Frau. Ein Liebhaber sei vergangene Woche ausgerastet. Der habe sie übel beschimpft und habe sich gleich danach entschuldigt bei ihr. Ihr verstorbener Mann wäre ebenso ihr gegenüber ausgerastet und habe sich gleich danach entschuldigt. Der emotional bedeutsame Satz sei für die Patientin: „Wie ich aus dem Loch herauskommen kann“.

Ich bitte die Patientin, sich bequem hinzusetzen. Ich biete ihr an, mit einer Decke sich zuzudecken und die Augen zuschließen. Dann versetze ich sie in einen leichten Entspannungszustand, indem ich sage: „Du kannst deinen Nacken entspannen … du kannst deine Schultern entspannen … du kannst deine Arme entspannen …“ und so weiter. Dann sage ich den emotional bedeutsamen Satz zu ihr: „Wie kommst du aus dem Loch heraus?“ Und dann sage ich: „Du kannst sprechen“ und dann warte ich.

Das hat dann den Vorteil, dass Patientin in einem vertieften Entspannung (in einer leichten Trance) mit ihrem Unbewussten mehr in Verbindung steht, und daher nicht oberflächlich Belangloses erzählt, sondern emotional bedeutsames Material, und zwar ganz langsam. Sie sagt: „Der Mann hat eine Hirnblutung gehabt … vor einem Jahr“. Ich wiederhole den Satz und betone das, was ich am emotional bedeutsamstem halte: „… der hat eine … HIRNBLUTUNG … gehabt(?) …“. Den Satz sage ich nonverbal mit einem „halben Fragezeichen“, um zu signalisieren, dass sie den Satz verbessern kann, wenn sie damit nicht einverstanden ist, oder in stehen zu lassen, wenn sie damit einverstanden ist.. Außerdem ermutigt sie die Technik, weiter zu sprechen.

Sie sagt: „Ich fühle mich nicht gut.“ Ich sage: „Du fühlst dich nicht gut … in deinem Körper … … … kannst du das konkretisieren … wie du dich … NICHT GUT FÜHLST … in deinem Körper(?)“. Ich wiederhole erst einmal ihren Satz, das führt dazu, dass sie sich, optimal verstanden fühlt, mit einer kleinen Ergänzung „in deinem Körper“ um zu betonen dass sie sich auf ihren Körper fokussieren kann. Und dann, danach, stelle ich die Konkretisierungsfrage.

Die Patientin sagt nach einer Weile: „Was hat er nur davon, dass er so ausgerastet ist?“. Ich sage: „Was hat er davon, dass er so ausgerastet ist … … … frag ich mich(?)“ und wieder mit einem „halben Fragezeichen“. Das hat den Vorteil, dass die Patientin sich nicht unter Druck gesetzt fühlt, diese Frage zu beantworten – also ist die Wahrscheinlichkeit erhöht, dass sie die Frage beantwortet.

Die Patientin sagt: „Ich habe eine solche Angst, dass er wieder ausrastet“. Ich sage: „Du hast solche Angst, dass er wieder ausrastet .… … … wenn du ein wenig tiefer und ein wenig schneller atmen würdest, hoch in die Brust durch den Mund, kannst du durch die Angst ::: HINDURCHFÜHLEN“. Das Mehr-Atmen bringt die untergründige Gefühle an die Oberfläche. Da muss man sehr vorsichtig sein, weil die Gefühle die Patientin überfluten könnten und das wäre nicht gut.

Wenn ich den Eindruck habe, dass das passieren kann, dann sage ich: „Atme nur einmal/nur dreimal ein wenig tiefer und ein wenig schneller, hoch in die Brust und durch den Mund“. Die Patientin tut das, und eine Träne rollt über ihre Wangen. Ich frage: „Was passiert?“ Sie sagt: „Ich erinnere mich an meinen Mann …und ich spüre; dass ich ihn immer noch liebe“ und viele Tränen rollen über ihre Wangen.

Vor Ende der Sitzung bemühe ich mich, z.B. durch Fragen Ressourcen bei der Klientin zu aktivieren. Beispielsweise fragte ich sie: „Was für ein Gefühl haben sie, wenn Sie daran denken, dass sie ihren Mann immer noch lieben?“ Sie sagt z.B.: „Ich fühle … eine … Liebe“. Ich sage: „Sie fühlen … eine … … … LIEBE

Dann frage ich die Patientin: „Was war das tiefste/das am meisten Neue, was sie erlebt haben in der Sitzung?“ Sie sagt: „Das Tiefste war … das Gefühl von Liebe“.

Und dann wecke ich die Patientin wieder auf, indem ich sage: „Die Füße werden wach, die Beine werden wach … … … öffne die Augen … und sei wieder hellwach.“

Werner Eberwein