Woher weiß ein Hypnotherapeut, dass der Patient in Trance ist?
Ein Trancezustand sieht von außen zunächst relativ unspektakulär aus. In der Regel hat der Patient die Augen geschlossen, bewegt sich und redet kaum und wirkt in etwa so, als würde er entspannt dösen. Woher weiß ein Therapeut, ob der Patient in Trance ist und nicht wirklich döst oder schläft?
Es gibt eine Reihe von Trance-Kennzeichen, die darauf hinweisen, dass sich der Patient in einem Trancezustand befindet. Obwohl jedes einzelne dieser Kennzeichen allein noch nicht allzu viel aussagt, ergeben sie in ihrer Gesamtheit doch eine relativ zuverlässige Information darüber, in welchem Zustand der Patient sich befindet.
Äußere Trance-Kennzeichen
Wenn man genau hinschaut, kann man von außen sehen, dass bei einem Patienten in Trance
- der Atem ruhiger geht als im Wachzustand,
- der Patient über lange Zeit weitgehend oder völlig unbeweglich sitzt oder liegt,
- die Augenbewegungen des Patienten hinter seinen geschlossenen Augenlidern ruhiger sind als im Wachzustand oder völlig unbewegt,
- die Orientierungsreflexe des Patienten deutlich vermindert oder nicht vorhanden sind (gemeint sind z.B. Augen- oder Kopfbewegungen in Richtung auf ein plötzliches Geräusch hin u.ä.),
- der Schluckreflex vermindert ist oder fehlt,
- die Mimik ausdrucksloser ist,
- die Gesichtsfarbe blasser ist,
- der Patient auf Suggestionen (z.B. „Ihre rechte Hand hebt sich“) unmittelbar reagiert, wenn auch oft mit einer kleinen zeitlichen Verzögerung.
Ideomotorische Signale
Ein Hypnotherapeut kann bei einem Patienten so genannte ideomotorische Signale etablieren. Das sind einfache Bewegungen (z.B. das heben eines Fingers), die „ja“, „nein“ oder „ich weiß nicht“ bedeuten. Mit Hilfe dieser Signale kann der Therapeut mit dem Patienten sogar in tiefer Trance kommunizieren, manchmal ohne dass der Patient das mitbekommt. Der Hypnotherapeut kann diese Signale unter dazu benutzen, um herauszufinden, ob bzw. wie tief sich der Patient in Trance befindet.
Psychosomatische Resonanz
Der Trance-Indikator, mit dem ich persönlich am liebsten und am häufigsten arbeite, ist die Wahrnehmung meines eigenen Zustandes während ich im Trance-Rapport mit dem Patienten bin. Hypnotherapeuten gehen ja während der Hypnose unweigerlich mehr oder weniger tief zusammen mit dem Patienten in eine so ganannte „Co-Trance„. Daher spürt der Hypnotiseur in gewissem Umfang den Zustand des Patienten in seinem eigenen psychosomatischen System mit und beeinflusst auch durch seinen eigenen Zustand in gewissem Umfang die Befindlichkeit des Patienten.
Wenn ein Patient beispielsweise unruhig und nervös ist, und zwischen Therapeut und Patient ist ein hypnotischer Tiefenkontakt (Rapport) etabliert, dann spürt der Therapeut die Nervosität des Patienten in seinem eigenen Körper mit. Ebenso überträgt sich beispielsweise Unsicherheit oder Ungeduld des Therapeuten auf dem Wege der psychosomatischen Resonanz im hypnotischen Kontakt auf den Patienten. Unter anderem kann dieser Prozess dazu genutzt werden, Hinweise auf die Trancetiefe und sogar auf die Art des Tranceerlebens des Patienten zu gewinnen.