Wie lange dauert eine Psychotherapie?
Wie lange eine Psychotherapie dauert, ist von verschiedenen Faktoren abhängig. Ein wichtiger Faktor, an den man vielleicht nicht als ersten denkt, ist, wie lange die Psychotherapie von der Krankenkasse finanziert wird. Die meisten Psychotherapien enden, weil die Krankenkassen sie nicht weiter bezahlen, nicht etwa deswegen, weil der Prozess abgeschlossen ist, oder weil der Patient die Therapie beenden möchte.
- Am längsten dauern Psychoanalysen, die von den gesetzlichen Krankenkassen mit 240, in Einzelfällen sogar mit über 300 Sitzungen finanziert werden, wobei die Therapie in der Regel 3-5 Mal die Woche à 50 Minuten stattfindet und manchmal nach Ende der Kassenfinanzierung aus eigener Tasche weiterfinanziert wird, so das die gesamte Therapie in der Regel etwa 3-5 Jahre dauert. Es sind aber auch Psychoanalysen bekannt, die bis zu 10 oder gar 15 Jahre gedauert haben.
- Tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapien werden von den gesetzlichen Krankenkassen mit bis zu 100 Sitzungen übernommen, die in der Regel ein Mal wöchentlich stattfinden, d.h. die Therapie dauert insgesamt etwa zweieinhalb Jahre.
- Verhaltenstherapien werden von den gesetzlichen Kassen mit bis zu 80 Sitzungen übernommen, entsprechend etwa zwei Therapiejahren.
- Daneben gibt es diverse Möglichkeiten der Kassenfinanzierung als Kurzzeittherapie mit maximal 25 Sitzungen oder …
- … in psychotherapeutisch ausgerichteten Kliniken, in denen der Aufenthalt in der Regel für einige Wochen bis mehrere Monate finanziert wird.
- Was die privaten Krankenversicherungen an Psychotherapie vollständig oder teilweise übernehmen, ist sehr unübersichtlich. Jede Privatkasse hat hier ihre eigenen Regeln, die sich oft nochmal nach dem jeweiligen Tarif unterscheiden. Außerdem scheint es einen größeren Kulanzspielraum der Sachbearbeiter zu geben als bei den gesetzlichen Kassen.
Häufig wenden sich Patienten einige Jahre nach Abschluss einer Psychotherapie wieder an den selben oder einen anderen Psychotherapeuten, weil sie weiterhin mit ihrem Leben nicht zurecht kommen. Die Begrenzung der Stundenzahlen für Psychotherapie durch die Krankenkassen führt auf diese Weise zu einer längeren Folge kürzerer Therapien mit zwischenzeitlichen, oft mehrjährigen Unterbrechungen, was den Therapieprozess und -erfolg nicht gerade zuträglich ist.
Die Dauer einer Psychotherapie hängt auch von der angewandten Methode und dem zu behandelnden Problem ab. Es gibt Psychotherapieformen, die sich ausdrücklich als Kurzzeittherapie verstehen (z.B. NLP oder Systemische Familientherapie), und die auf Therapiezeiten von einigen wenigen bis hin zu etwa 25 Sitzungen – manchmal in mehrwöchigen Abstand – konzipiert sind.
Auch wenn ein Problem eher eingrenzbar ist, während das restliche Leben des Patienten relativ stabil ist (z.B. vorübergehende Prüfungsangst, reaktive Depression), kann eine Psychotherapie über wenige Wochen bis Monate hinweg ausreichen. Dagegen muss man bei strukturellen Störungen, die sich in praktisch alle Lebensbereiche des Patienten hinein erstrecken (z.B. Borderline- oder narzisstische Persönlichkeitsstörung) mit mehrjährigen Psychotherapien und längerfristigen Folgetherapien rechnen muss.