Wie hypnotisiert man?

Das Hineinführen in eine Trance wird als „Induktion“ bezeichnet (von lat. inducere: hineinführen). Entsprechend heißt das Herausführen aus dem Trancezustand „Exduktion“ (oder „Reorientierung“).

Es gibt eine Vielfalt von hypnotischen Induktionstechniken:

  • Explizite Trance-Induktionen sind als solche direkt erkennbar und werden vom Therapeuten als solche benannt, d.h. der Therapeut führt sie dem Klienten gegenüber als Hypnose- oder als Trance-Technik ein, der Klient weiß, dass er in einen Trancezustand hineingeführt wird und lässt sich bewusst darauf ein.
  • Implizite Trance-Induktionen werden vom Klienten in der Regel nicht als solche erkannt. (Manchmal ist sich auch der Therapeut nicht darüber bewusst, dass er den Klienten gerade in einen veränderten Bewusstseinszustand führt, oder er beschreibt die ablaufenden Prozesse nicht mit hypnotherapeutischen Begriffen, sondern zum Beispiel als „Imagination“, „Tiefentspannung“, „Phantasieübung“, „Surplus-Realität“ oder „Übertragungswirklichkeit“.) Implizite Trancen entstehen beiläufig im Laufe psychotherapeutischer Prozesse verschiedener Verfahren.
  • Als beiläufige Trance-Induktion wird ein (manchmal nur kurzes) Hineingehen oder Hineinführen des Klienten in einen Versenkungszustand während eines Gespräches bezeichnet, ohne dass der Klient dies explizit registrieren muss. Das geschieht manchmal von selbst, indem der Klient sich in sein Inneres hinein vertieft, oder gezielt, indem der Therapeut beiläufig Metaphern, eingebettete Suggestionen, Markierungstechniken oder hypnosuggestive Sprachformen verwendet.
  • Ein Trancezustand kann durch verbale Suggestionen induziert werden, also durch Sätze, die Aufforderungen an das Unbewusste des Klienten beinhalten.
  • Trance kann auf nonverbalem Wege eingeleitet werden, zum Beispiel durch meditative Übungen, Körperarbeit, Massage, Tanz, Singen, rhythmische Bewegungen, Trommeln oder durch bestimmte Formen von Kontakt (zum Beispiel intensiven Augenkontakt). Manchmal werden zu diesem Zweck Trance-Tanz-Techniken, monotone Bewegungen, Schaukeln, Atemtechniken, spezielle Berührungen (Holding, Passes) oder Trance-induzierende Klänge (z.B. Gongs) verwandt.
  • Trance-Zustände können spontan entstehen, z.B. bei längerem Autofahren, im Laufe von langweiligen Vorträgen, beim Tanzen, während einer Massage, beim Sex oder beim Dösen am Strand.
  • Veränderte Bewusstseinszustände können als Erscheinungsformen von Leid erzeugenden oder aufrechterhaltenden Mustern auftreten, z.B. in Angstzuständen oder Depressionen („pathologische Trance„).
  • Die Einleitung eines hypnotischen Versenkungszustandes muss nicht immer durch Entspannung erfolgen. Es ist ebenso gut möglich, den Klienten in eine Trance zu führen, indem man ihm zum Beispiel Festigkeit, Kraft, Energie, Konzentration, Stabilität, Neugierde, Begeisterung oder Vitalität suggeriert („Kraftinduktion“).
  • Oft suggeriert der Therapeut dem Klienten zu Beginn der Trance-Induktion die Fokussierung seiner Aufmerksamkeit auf ein bestimmtes Element seines Gewahrseins, wodurch die anderen Wahrnehmungen in den Hintergrund treten oder ausgeblendet werden.
  • Als nächstes kann der Therapeut dem Klienten suggerieren, dass dieser in einem Element seines Wahrnehmungsfeldes absorbiert wird. Dieses Wahrnehmungselement nimmt die Aufmerksamkeit und das Bewusstsein des Klienten mehr und mehr auf, bis der Klient mit einem Großteil seines Gewahrseins von diesem Element beansprucht ist.
  • Nun suggeriert der Therapeut dem Klienten, dass dieser sich in sein Inneres hineinsinken lässt und sich in seine Innenwelt versenkt.
  • Der Therapeut kann den Klienten mehrmals hintereinander in Trance hinein und wieder heraus führen („Fraktionierung„). Auf diese Weise kann der Klient den Prozess des Übergangs vom einen Bewusstseinszustand zum anderen üben. In einem fraktionierten Trance-Induktionsprozess kann der Therapeut sich nach jeder Induktionsphase ein Feedback vom Klienten darüber holen, was an seiner Technik dem Klienten angenehm war und was nicht und sich in der nächsten Induktionsphase an diesem Feedback orientieren. Auf diese Weise wird der Klient so in Trance geführt, wie er es braucht (individualisierte Induktion).
  • Eine einfache und effektive Technik der Tranceinduktion besteht darin, dass der Therapeut den Klienten an vorangegangene Tranceerfahrungen oder Trance-ähnliche Erlebnisse erinnert und diese auf suggestive Weise reaktiviert.

Wenn Sie mehr darüber erfahren wollen, können Sie meine Bücher „Die Kunst der Hypnose“ und „Wie Hynose wirkt“ oder „Humanistische Psychotherapie“ lesen.

Werner Eberwein