Wie funktioniert "Wahrsagen" und "Hellsehen"?

Diese Frage wurde von Prof. Toni Forster vom Max-Planck-Institut für Psychiatrie/Institut für Therapieforschung in München untersucht. Für die Existenz übersinnlicher Wahrnehmungsfähigkeiten gibt es, so Prof. Forster, keinen wissenschaftlichen Nachweis. Dagegen wird es durch die Ergebnisse der Sozialpsychologie gestützt, dass es Prozesse der unterschwelligen Kommunikation gibt, über die ein „Wahrsager“/“Hellseher“ Informationen über seinen Kunden erhält, deren Quelle nicht offensichtlich ist (und deren Herkunft ihm auch selber oft nicht unmittelbar bewusst ist).

Wahrsager und Hellseher arbeiten mit einer Kombination aus

  • offenen Formulierungen, die ein weites Spektrum von Möglichkeiten abdecken,
  • der Beobachtung der nonverbalen Signale des Kunden,
  • der Beobachtung der Reaktion des Kunden auf Aussagen des „Wahrsagers“/“Hellsehers“,
  • professioneller und Lebenserfahrungund
  • der Nutzung statistischer Wahrscheinlichkeiten.

Kernbestandteil sind offene Formulierungen, die praktisch immer stimmen. Häufig werden dabei Formulierungen verwandt, die Polaritäten aufspreizen in der Form: „Sie sind X aber auch Y“, z.B.: „Sehen Sie, diese Tarot-Karte hier steht für einen Menschen mit einem stabilen, gefestigten Charakter, der weiß, was er will, und die zweite Karte steht für Offenheit neuen Erfahrungen gegenüber, Flexibilität und emotionale und intellektuelle Beweglichkeit“. Damit sind praktisch alle Möglichkeiten abgedeckt, und der Kunde kann sich in der einen oder der anderen Aussage zutreffend „gesehen“ fühlen.

Die Fragen und Probleme der Kunden kommen in der Regel aus einem begrenzten Bereich von Themen: Liebe, Arbeit, Sozialleben, Körper. Der „Wahrsager“/“Hellseher“ kann in allgemeiner Form zunächst diese Themenbereiche aufzählen bzw. andeuten und dann – ständig die Reaktionen des Kunden auf seine Aussagen beobachtend – den Bereich allmählich einengen, bis er relativ genau sagen kann, in welchem Bereich sich die Frage bewegt, mit der der Kunde zu ihm kommt. Diese Methode wird auch im NLP verwandt und dort als „Kalibrieren“ bezeichnet.

Wichtig ist, dass der Reader dem Kunden stets das sagt, was dieser hören will bzw. zu hören erwartet, es aber auf eine Weise sagt, die den Kunden verblüfft, und dabei konkrete Aussagen vermeidet, weil diese verkehrt sein könnten.

Wenn Sie genaueres wissen wollen, können Sie hier einen längeren Text dazu lesen.

Werner Eberwein