Was sind die Voraussetzungen für das Praktizieren psychotherapeutischer Körperarbeit?
Psychotherapeutische Arbeit mit dem Körper erfordert neben der juristischen Zulassung zur Ausübung eines psychotherapeutischen Heilverfahrens (durch eine Approbation oder eine Anerkennung als Heilpraktiker) ein gründliches Hintergrundwissen besonders über entwicklungspsychologische und psychopathologische Zusammenhänge sowie eine gründliche, mehrjährige praktische und theoretische Ausbildung in Körperpsychotherapie mit intensiver Eigenerfahrung und Supervision.
Um körperpsychotherapeutische Arbeit seriös durchführen zu können, muss man die Wirkungen dieser Arbeitsweise im Rahmen eines langfristigen körperpsychotherapeutischen Prozesses selbst erlebt haben. Methoden reiner Körperarbeit wie z.B. Yoga, Feldenkrais, klassische Massage oder Osteopathie reichen nicht aus, denn sie beziehen psychodynamische Prozesse wenn überhaupt, so nur am Rande mit ein – in der Körperpsychotherapie stehen psychodynamische Prozesse dagegen im Vordergrund: Körperpsychotherapie ist Psychotherapie vermittelt über Körperarbeit.
Körperpsychotherapeutische Arbeit setzt eine intensive Auseinandersetzung mit grundlegenden philosophischen Fragen voraus. Ein Körperpsychotherapeut muss sich damit auseinandergesetzt haben, welches Menschenbild und welche weltanschaulichen Wertorientierungen seiner therapeutischen Arbeit zu Grunde liegen. Eine mechanisch-technische Form von Körperarbeit, wie etwa in der klassischen Massage, führt zu einem völlig anderen Prozess als eine humanistische Weltanschauung, in der Patient und Therapeut als Subjekte in Interaktion gesehen werden, und in der der Respekt vor der Würde der Person und das Bestreben, ihre Wahlfreiheit zu erweitern, im Mittelpunkt stehen.
Darüber hinaus setzt psychotherapeutische Körperarbeit auf der philosophischen Ebene eine intensive Auseinandersetzung mit dem Verhältnis von Leib und Seele voraus. Die weit verbreitet esoterische Positionen, in der es in der Körperpsychotherapie um die Manipulation nichtphysikalischer, „kosmischer“ Energieströme geht, hat einen ganz anderen therapeutischen Prozess zur Folge, als eine interpersonale Position, in der die Körperarbeit als nonverbale Ebene des Dialogs zwischen Patient und Therapeut als Personen verstanden wird.
Erst vor dem Hintergrund all dieser Voraussetzungen macht das Erlernen und Praktizieren spezifischer körperpsychotherapeutischer Techniken aus dem Bereich der Körperwahrnehmung, der Berührung, des Körperausdrucks oder der Atemarbeit Sinn. Auf der technischen Ebene geht es vor allem darum, innerhalb eines langfristigen Prozesses der Unterstützung psychotherapeutischer Wachstumsprozesse verbale und nonverbale Arbeit, Erleben und Verstehen, Akzeptieren und Transformation konstruktiv miteinander zu verknüpfen.
Im Therapieprozess selbst arbeitet der Körperpsychotherapeut auf Basis dieser Hintergründe mit den Informationen, die er von seinem Patienten erhält (bspw. über dessen Lebensgeschichte, sein Erleben, sein Leiden und seine Wünsche) und seinen eigenen Intuitionen (z.B. seinen spontanen Assoziationen, Gefühlen, Fantasien oder Bewegungsimpulsen).
Während sich Anfänger der körperpsychotherapeutischen Praxis noch an vorgegebenen Methoden oder Strukturen (Manualen) orientieren müssen, arbeiten erfahrene Experten der Körperpsychotherapie mehr intentional: sie verfolgen intuitiv psychotherapeutisch nutzbringende Ziele und bedienen sich dabei eines ganzen „Werkzeugkastens“ von Konzepten und Techniken, die sie kreativ miteinander integrieren.
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