Was ist Transaktionsanalyse?
Transaktionsanalyse (TA) ist ein psychotherapeutisches Verfahren, das in den 1950er Jahren von dem kanadischen Psychiater Erik Berne (1910-1970) begründet wurde. TA integriert Gedankengut aus der Tiefenpsychologie, Gestalttheorie, Verhaltenstherapie und aus systemischen Ansätzen und ist vom Menschenbild her der Humanistischen Psychotherapie zuzuordnen.
Als Transaktionen werden umschreibbare Einheiten der (bewussten und unbewussten, verbalen und nonverbalen) zwischenmenschlichen Kommunikation bezeichnet, von denen manche auf unbefriedigende Weise automatisiert sind und daher durch Bewusstwerdung aufgelöst und durch befriedigende Transaktionen ersetzt werden sollen.
Nach Berne (1983) seien im Menschen drei funktionale „Ich-Zustände“ aktivierbar, die als „Muster des Denkens, Fühlens und daraus resultierenden Verhaltens“ verstanden werden, „auf deren Basis eine Person auf aktuelle Impulse und Situationen reagiert“ (Glöckner 2011, S. 4). Diese werden durch „Strukturanalyse“ in ihrer Interaktion und durch „Funktionsanalyse“ in ihrer Ausdrucksqualität (als „Rollen“) anderen Menschen und der Welt gegenüber untersucht:
- Im Kindheit-Ich erlebe und handele der Mensch natürlich, verspielt, angepasst, ängstlich oder trotzig wie ein Kind, das im Zustand von Schwäche der Allmacht der Eltern gegenüberstehe, zu Unterordnung und geringem Selbstwertgefühl, aber auch zu lebendiger Emotionalität, Begeisterung und Kreativität neige.
- Im Eltern-Ich erlebe und handele der Mensch fürsorglich oder kritisch-autoritär, so wie er es früher von seinen primären Bezugspersonen (i.d.R. den Eltern) erlebt und beobachtet habe, was primär durch autoritäre Botschaften, Regeln und Normen, aber auch durch Fürsorge, Trost und Verantwortungsbewusstsein geprägt sei.
- Im Erwachsenen-Ich erlebe und handele der Mensch als selbstbestimmt, wie es der gegenwärtigen Situation entspreche; dies kann verstandesmäßig, rational und überlegt wirken, beinhaltet aber auch Gefühlsqualitäten, die der Situation im Hier und Jetzt zugehörig sind.
Transaktionen seien nun parallele oder komplementäre (gekreuzte) Interaktionen zwischen diesen Ich-Zuständen, von denen manche zu harmonischen Beziehungen, andere zu Konflikten mit Eskalation und zu offenem oder verdecktem Streit führen können.
Nach Harris (1975) gibt es in der zwischenmenschlichen Kommunikation vier Grundpositionen, die die Kommunikationsmuster eines Menschen prägen:
- „Ich bin nicht o.k. – Du bist o.k.“ … was mit Ohnmacht, Abhängigkeit und Selbstanklage einhergehe,
- „Ich bin nicht o.k. – Du bist nicht o.k.“ … was mit Depressionen bis hin zur Suizidneigung einhergehe,
- „Ich bin o.k. – Du bist nicht o.k.“ … was mit Aggressivität bis hin zur Kriminalität einhergehe,
- „Ich bin o.k. – Du bist o.k.“ … was die Voraussetzungen für einen konstruktives Miteinander und ein glückliches Leben sei.
Als Spiele bezeichnet Berne stereotyp eingefahrene Transaktionsmuster, die mit unangenehmen Gefühlen verbunden sind und zu unbefriedigenden Ergebnissen („Endauszahlung“) führen. Sie sind durch unbewusste Motive und früh im Leben eingeschliffene Überzeugungen („Skripte“) geprägt. Die Spiele werden nach ihrem zentralen Motto benannt.
Beispielsweise beginne das „Opfer-Spiel“ etwa mit hilfesuchenden Signalen, die bei anderen Menschen ein Unterstützungsverhalten auslösten, das von dem „Opfer“ aber dann infrage gestellt oder abgewertet werde, wodurch das Skript „Ich bin ein hilfloses Opfer der Umstände) bestätigt werde.
Weitere Spiele wären zum Beispiel:
- „Ich wollte doch nur helfen“
- „Versetzt mir eins“
Als Skript („Drehbücher“) bezeichnet Berne Entscheidungen über sich selbst, die Menschen in der frühen Kindheit aufgrund seiner Interpretation des Verhaltens seiner engsten Bezugspersonen treffen, die zu dieser Zeit auf kreative Art sein Überleben gesichert haben, im Erwachsenenalter jedoch oft das autonome und gegenwartsbezogene Erleben und Handeln behindern.
Ziel der TA ist es, die Akzeptanz der eigenen Person und der anderen Menschen zu fördern und die Spielräume für bewusstes (Skript-unabhängiges) Verhalten zu erweitern sowie Autonomie und Wachstum, selbstbestimmte Verbundenheit zu sich selbst und zur Welt durch Spielfreiheit, Spontanität, Bewusstheit und Bindung zu stärken.
Quellen:
- Berne, E.: Spiele der Erwachsenen. Rowohlt, 12. Auflage 2002.
- Berne, E.: Was sagen Sie, nachdem Sie Guten Tag gesagt haben? Fischer, 21. Auflage 1983.
- Harris, T.: Ich bin o.k. – Du bist o.k. Rowohlt, 45. Auflage 1975.
- Glöckner, A. et al: Was ist Transaktionsanalyse? Unveröffentlichtes Manuskript 2011.
- Berne, Eric: Die Transaktionsanalyse in der Psychotherapie. Junfermann, 2006.