Was ist Provokative Therapie?

Provokative Therapie ist eine Technik zur Destabilisierung begrenzender Einstellungen, die von dem amerikanischen ehemaligen Sozialarbeiter und Psychologieprofessor Frank Farrelly (*1931) entwickelt wurde.

Durch humorvolle Übertreibung und skurrile Persiflierung der Problem-aufrechterhaltenden Einstellungen und Verhaltensweisen des Patienten wird dieser dazu eingeladen, über seine eigenen festgefahrenen Muster lachen zu können und schließlich dem Therapeuten zu widersprechen, der ihm seine Leidensmuster auf absurd übertriebene Weise spiegelt. Die Technik wird von der deutschen Farrelly-Schülerin Noni Höfner auch als „liebevolles karikierten von Wachstumsbremsen (LKW)“ bezeichnet.

In der Provokativen Therapie geht es darum, auf liebevolle und persönlich wertschätzende, annehmende Weise die Selbstverantwortung des Patienten zu fördern, keinesfalls darum, den Patienten auszulachen, herabzusetzen oder durch aggressiven Humor zu manipulieren. Der Provokative Therapeut nimmt sozusagen den Patienten „in den Arm“ und seine begrenzenden Einstellungen „auf den Arm“.

Der Therapeut wagt es, direkt und unverblümt auszusprechen, was der Patient zwar denkt, aber normalerweise für sich behält, wobei der Therapeut dies so weit zuspitzt und übertreibt, dass dem Patienten die Absurdität seiner leidvollen Einstellungen bewusst wird, was Ihnen herausfordert, sich von ihnen tendenziell zu distanzieren.

Ein provokativ arbeitender Therapeut könnte beispielsweise einer negativen Selbsteinschätzung eines Patienten begeistert und immer weiter übertreibend zustimmen, bis der Patient schließlich beginnt, zu widersprechen, und damit gleichsam gegen seine eigenen Muster zu opponieren.

Bei einem sich hilflos fühlenden Patienten könnte der Therapeut auf übertriebene Weise Hilflosigkeit spielen, so lange, bis der Patient beginnt, dem Therapeuten zu „helfen“, und dadurch aus seiner eigenen Hilflosigkeit herausfindet.

Nach einer Provokativen Sitzung ist der Patient in der Regel gleichzeitig erheitert und verwirrt, weil seine eingefahrenen Muster auf humorvolle Weise durcheinandergebracht wurden.

Technisch arbeiten provokative Therapeuten u.a. mit

  • der Provokation des Widerstandes des Patienten gegen seine eigenen einschränkenden Muster,
  • übertriebenen Unterstellungen, Pauschalisierungen, absurden Behauptungen und idiotische Ratschläge,
  • einer karikiert übertriebenen Begeisterung für die selbstschädigenden Einstellungen und Verhaltensweisen des Patienten,
  • dem Rollentausch zwischen Therapeut und Patient.

Wenn sie mehr darüber wissen wollen, können Sie das Buch „Provokative Therapie“ von Frank Farrelly lesen.

Werner Eberwein