Was ist Körperpsychotherapie?
Körperpsychotherapie ist eine Richtung der Humanistischen Psychotherapie, die auf den Arbeiten von Wilhelm Reich aufbaut. Reich war Psychoanalytiker und Schüler von Sigmund Freud in Wien; daher sind viele Konzepte der Körperpsychotherapie aus psychodynamischen Ansätzen heraus entwickelt worden. Einer der bekanntesten direkten Schüler von Reich war Alexander Lowen, der Begründer der Bioenergetik. Weitere bedeutende Reich-Nachfolger sind David Boadella, Gerda Boyesen, Ron Kurtz und Georg Downing.
In der Körperpsychotherapie wird in der Therapie mit aktivierten Gefühlen gearbeitet, daher wird Körperpsychotherapie als „erlebnisaktivierendes Verfahren“ bezeichnet. Durch Körperarbeit können die Gefühle des Patienten mobilisiert, aber auch beruhigt werden.
In der Körperpsychotherapie werden ausgefeilte Methoden der Körperdiagnostik angewandt. Anhand von Körperhaltungen, Bewegungen, Mimik, Atemmustern und Kontaktverhaltens des Patienten werden Hypothesen über den psycho-energetischen Zustand und über lebensgeschichtliche Prägungen entwickelt („Body-Reading“).
Technisch arbeitet man in der Körperpsychotherapie vor allem mit
- Körperwahrnehmung: das Gewahrsein des Patienten wird in seinen Körper hinein gelenkt, so dass er die Themen, Probleme und Prozesse, die ihn beschäftigen, im Hier-und-Jetzt in seinem Körper wahrnehmen und empfinden kann,
- Körperausdruck: der Patient wird eingeladen, sein Befinden körperlich auszudrücken, was es ihm ermöglicht, auch solche Gefühle zu vermitteln, die er durch Worte nicht angemessener ausdrücken könnte,
- Berührung: der Therapeut kann den Patienten in den Grenzen der therapeutischen Ethik mit den Händen berühren, um Kontakt zu ihm aufzunehmen oder um symbolisch eine Beziehungskonstellation erlebbar zu machen; eine spezielle Form der therapeutischen Berührung sind die diversen Massagetechniken, die in der Körperpsychotherapie entwickelt wurden,
- Atemarbeit: der Patient wird eingeladen, sein Atemmuster wahrzunehmen und gegebenenfalls zu verändern, was intensive Auswirkungen auf sein aktuelles Befinden haben kann.