Kann man jemandem in Hypnose eine Suggestion gegen seinen Willen geben?
In kontrollierten Experimenten oder auch zu Showzwecken ist das schon vielfach praktiziert worden. Ergebnis: es geht. Natürlich wird ein seriöser Hypnotherapeut einem Patienten niemals etwas ohne dessen Einverständnis oder gegen dessen Willen suggerieren. Das widerspricht diametral der therapeutischen Ethik.
Grundsätzlich ist es aber auch ohne Hypnose möglich, einen Menschen zu Handlungen zu bringen, die seinem Willen oder seinen Bedürfnissen widersprechen, oder die sogar gefährlich für ihn oder für andere sind, Geheimnisse auszuplaudern usw. Beispiele dafür wären die Manipulationspraktiken von Geheimdiensten oder in Sekten oder politische Manipulationen (z.B. Selbstmordattenate, die Rede von Göbbels im Sportpalast u.ä.). Ebenso beweisen die Experimente von Stanley Milgram, dass es auch ohne Hypnose möglich ist, einen Menschen dazu zu bringen, Dinge zu tun, die anderen Menschen schaden. Und die entwürdigenden Darbietungen in Casting-Shows belegen, dass man Menschen dazu bringen kann, sich in aller Öffentlichkeit lächerlich zu machen. Wenn es möglich ist, das ohne Hypnose zu tun, dann können wir davon ausgehen, dass es auch mit bzw. in Hypnose möglich ist.
Kompliziert wird das dadurch, dass der menschliche Wille oft keine Einheit ist. Beispielsweise wollen viele Raucher mit dem Rauchen aufhören, wollen das aber auch wieder nicht – ihr Wille ist also zwiespältig. Ähnlich verhält es sich bei den sogenannten Ich-syntonen Störungen, bei denen ein Mensch oder sein soziales Umfeld unter den Folgen eines Verhaltens leidet, aber der Betreffende empfindet sein Verhalten selbst nicht als Problem (z.B. ein schwerer Alkoholiker sagt: „Ich trinke nun mal gern, das geht keinen was an.“ oder ein Narzißt denkt: „Ich verdiene allgemeine Bewunderung ohne dafür etwas tun zu müssen.“). Ein Hypnotherapeut würde hier die verschiedenen Anteile des Willens des Patienten erkunden und ihm helfen, eine Orientierung zu finden, mit der er sich und anderen nicht schadet.