Was ist Dialektisch-Behaviorale Therapie?
Die Dialektisch-Behaviorale Therapie (DBT) ist ein von der amerikanischen Psychologieprofessorin Marsha Linehan (* 1943) aus der Verhaltenstherapie heraus entwickeltes, integratives Konzept zur Behandlung von Borderline-Persönlichkeitsstörungen.
Linehan wurde als Jugendliche selbst mit der Diagnose Schizophrenie (tatsächlich wegen einer Borderline-Störung) 26 Monate lang in einer psychiatrischen Klinik behandelt.
Die DBT integriert Elemente aus humanistischen Therapieverfahren und fernöstlichen Meditationsformen in ein verhaltenstherapeutisches Grundkonzept.
Nach Linehan (1996) handelt es sich bei einer Borderline-Persönlichkeit vor allem um eine Störung der Emotionsregulation. Sie gehe zurück auf
- eine ererbte besondere Verletzbarkeit (Vulnerabilität),
- frühe traumatische Erlebnisse,
- ein familiäres und soziales Umfeld zurück, dass Aspekte des Erlebens des Betroffenen anhaltend für ungültig erklärt (invalidiert).
Kennzeichnend für eine Borderline-Störung sind
- eine übermäßige Erregbarkeit und dauerhafte Angespanntheit insbesondere als Reaktion auf negative Reize,
- spezifische Störungen im Bereich von Kommunikation und Interaktion, vor allem der Konfliktlösungsfähigkeiten,
- anhaltende Gefühle undifferenzierter Bedrohung,
- massive Befürchtungen vor Kontrollverlust.
Dies führt zu
- instabilen bis chaotischen Beziehungsgestaltungen und
- exzessiven emotionalen Erregungszuständen,
- die vom Patienten durch selbstverletzendes (z.B. Schneiden, gefährliche Verhaltensweisen) oder
- parasuizidales (z.B. Selbstmordankündigungen oder -versuche) Verhalten
kontrolliert bzw. unterbrochen werden.
Da sich ein Mensch mit einer Borderline-Störung in einander zunächst ausschließenden inneren Widersprüchen (z.B. zwischen großer Verletzbarkeit und massiver Aggressivität) gefangen fühlt, arbeitet die DBT mit einem dialektischen Ansatz, der versucht, Verstehen und Wertschätzen sowie die Validierung des Erlebens des Patienten mit detailliert geplanten Trainingsprogrammen zur Veränderung seiner Einstellungen und seines Verhaltens zu verbinden.
Da Borderliner in besonderem Maße zu plötzlichen Therapieabbrüchen, schwerem Agieren und Spaltungen mit extremem Negativismus auch in der therapeutischen Beziehung neigen, wird in der DBT besonderes Augenmerk auf den Aufbau und die Stabilisierung einer tragfähigen Beziehung zum Therapeuten gelegt. Dazu dienen u.a. spezielle Vereinbarungen und schriftliche Verpflichtungen zwischen Patient und Therapeut, die regelmäßig überprüft und gegebenenfalls erneuert werden.
In Krisen kann der Patient den Therapeuten anrufen, wobei der Ablauf und die Grenzen dieser Telefonate vorher detailliert vereinbart werden.
Neben der Einzeltherapie beinhaltet DBT eine Serie von Workshops, in der spezifische Bewältigungsfähigkeiten (Skills) vermittelt werden. Dabei geht es u.a. um
- das Erlernen von Methoden der inneren Achtsamkeit,
- Fertigkeiten zum Umgang mit Problemen in zwischenmenschlichen Beziehungen,
- den Umgang mit überbordenden Emotionen,
- das Erlernen von Stresstoleranz,
- die Verbesserung des Selbstwertgefühls.
Der Patient führt ein detailliertes Tagebuch, in dem problematische Verhaltensweisen und Gedanken sowie die Anwendung der vermittelten Skills protokolliert werden. Nach Krisen führt er detaillierte Verhaltensanalysen über die Entstehung und den Ablauf der Krise durch.
Wenn Sie mehr darüber wissen möchten, könnten Sie die Bücher „Dialektisch-Behaviorale Therapie der Borderline-Persönlichkeitsstörung“ von Marsha Linehan (CIP- Medien 1996) oder „Borderline-Störung“ von Martin Bohus (Hogrefe 2002) lesen.
Zusatzausbildungen in DBT bietet der Dachverband dialektisch-behaviorale Therapie e.V. (www.dachverband-dbt.de) an.